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Der Eifel Graveller 2023 (Teil 1 von 3)

Sonntag, 02.07.2023:

Acht wagemutige Bikepacker bestiegen um 10 Uhr morgens die Klottener Fähre, um sich auf eines der größten Abenteuer ihres Lebens zu begeben. Sie stellten sich dem Track des Eifel Gravellers, der sie auf 850 Kilometer und 15.000 Höhenmeter, durch das ehemals als „Preußisch Sibirien“ bezeichnete Gebiet der Eifel führen sollte.
Die meisten Starter waren bereits am Tag zuvor angereist und am späten Nachmittag bei mir eingetroffen. Bei Kaffee und Kuchen lernten sich Fahrer kennen und tauschten sich lebhaft über Fahrräder und Ausrüstung aus. Die Stimmung war ausgelassen, aber auch ein wenig von Aufregung und Anspannung geprägt. Beim Eifel Graveller handelt es sich schließlich nicht um eine Spazierfahrt, sondern ein sehr herausforderndes Unsupported Bikepacking Adventure. Dennoch herrschte ganz viel Vorfreude auf die Eifel und die Aussicht auf ein großes Abenteuer.
Am Abend begaben wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen in die Pizzeria hier in Klotten, die mittlerweile so etwas wie das Stammlokal des Eifel Gravellers geworden war. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, mit wie vielen Bikepackern ich dort schon zu Gast war. Wir verweilten nicht allzu lange dort, denn jeder wollte früh ins Bett, um am nächsten Tag fit für das große Abenteuer zu sein.

Der Start mit der Klottener Fähre

Am Sonntagmorgen herrschte früh große Geschäftigkeit in meinem Haus. In den Taschen wurden die letzten Dinge verstaut, die Kette geölt und alles für den Start vorbereitet. Jeder Teilnehmer bekam seinen Tracker ausgehändigt, wodurch Freunde, Familie und Interessierte jederzeit verfolgen konnten, wo sich die Fahrer auf der Strecke befanden. Über eine Internetseite von Follow My Challenge konnten die Dots in Echtzeit verfolgt werden, sodass jeder am Abenteuer teilhaben und mitfiebern konnte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer kurzen Fahrerbesprechung machten wir uns auf den Weg zur Mosel. Dort wurden einige Gruppenfotos aufgenommen und nachdem der Fährmann eingetroffen war, setzten wir mit der Fähre über.
Dort gab ich das Startsignal und die Ausgabe 2023 des Eifel Gravellers war eröffnet!
Der erste Teil der Strecke verlief in einer großen Schleife durch den Hunsrück. Die Starter durchquerten das malerische Dünnbachtal, passierten die ehemals längste Hängeseilbrücke von Deutschland und erreichten Kastellaun. Die Burg Kastellaun markierte den Wendepunkt und es ging zurück an die Mosel. An der verfallenen Ruine Balduinseck ging es vorbei, um durch das Mörserbachtal bis zum Kloster Maria Engelport zu gelangen. Ein langer Anstieg hinauf auf den Valwiger Berg, belohnte mit einem traumhaften Blick auf die Schleifen der Mosel.

Nach einer rasanten Abfahrt ins Moseltal nutzen die meisten Fahrer die Möglichkeit, sich in Cochem zu verpflegen und die erste größere Pause einzulegen. Dies war dringend angeraten, es gab danach einen sehr langen und steilen Anstieg hinauf zur Ruine der Winneburg zu bewältigen.

Endlich geht es in die Eifel

Über einen asphaltierten Fahrradweg führte der Weg über Faid nach Büchel, um dort in das Tal der wilden Endert hinabzufahren. Dem Flüsschen folgten die Teilnehmer bis nach Ulmen, vorbei am Ulmener Maar, um schließlich die nächste Burg zu erreichen.

Die Burg in Kastellaun
Johannes auf der Kastellauner Burg
Die Geierley Hängeseilbrücke bei Mörsdorf
Daniel hat die Geierlay Hängeseilbrücke erreicht

Am Jungfernweiher in Ulmen führte der Track an einer neuen Sehenswürdigkeit der Eifel vorbei. Vor einigen Monaten wurde dort ein begehbarer Stollen eröffnet, der das Ulmener Maar mit dem Jungfernweiher verbindet. Dieser 120 Meter lange Tunnel, kann man sich als höhlenartigen Querschnitt durch einen Vulkan vorstellen. Leider hatte ich bis jetzt noch keine Gelegenheit, mir dieses neue Eifelhighlight persönlich anzuschauen. Es steht jedoch ganz oben auf meiner Liste und wird von mir möglichst bald abgehakt.

Nun waren die Teilnehmer richtig in der traumhaften Eifel angekommen und der Track führte mit ständigem Auf und Ab in die Stadt Daun. Auf dem Mosel-Maare-Radweg überquerten sie das imposante Dauner Viadukt, um anschließend durch das große Schlitzohr zu fahren. Bei diesem handelt es sich um einen 560 Meter langen ehemaligen Eisenbahntunnel, welcher durchfahren werden musste. Der darauffolgende Anstieg führte hinauf zum Maarkreuz und über den Maarsattel. Von dort gibt es einen fantastischen Ausblick auf das Schalkenmehrener und das Weinfeldermaar. Nach dem Maarsattel begann der Anstieg zum Dronketurm, um vorbei am Gemündener Maar in das idyllische Liesertal zu gelangen.

Durch das traumhafte Liesertal

Die ersten beiden Fahrer hatten das Liesertal bereits bis Manderscheid durchquert, um dort ein wohlverdientes Abendessen zu genießen. Doch an Feierabend dachten die beiden noch lange nicht, stattdessen machten sie sich auf den Weg durch das kleine Kyltal. Durch dieses gelangten sie zum Kloster Himmerod, um auf Höhe des Dorfes Karl wieder in das Liesertal abzubiegen.

Brücke zur Winneburg bei Cochem
Die Brücke zur Winneburg
Am Kloster Engelport
Dieter am Kloster Maria Engelport
Trail im Mörserbachtal
Henning durchquert das Mörserbachtal

An diesem ersten Tag war ich sehr gespannt, wie weit die beiden noch fahren würden und wann es Zeit für sie wäre, sich zum Schlafen hinzulegen. Daran könnte ich schon grob ihre Taktik und die Marschrichtung für die nächsten Tage ablesen.
Die übrigen Fahrer hatten irgendwo zwischen Ulmen und Manderscheid einen Schlafplatz in einer der zahlreichen Hütten direkt am Track gefunden. Es würde interessant sein zu erfahren, wie sie ihre erste Nacht in der Eifel verbracht und wo sie geschlafen haben.
Die Temperaturen zum draußen Übernachten und Radfahren waren an diesem Wochenende ideal. Die große Hitze der vergangenen Wochen war vorüber, was den Fahrern sehr entgegenkam.

Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht, den Fahren „aufzulauern“ und Fotos von ihnen aufzunehmen. Entweder fuhr ich ihnen mit dem Fahrrad entgegen oder wartete an einer günstigen Stelle mit meinem Bus. Dank der Tracker war dies sehr einfach möglich und die Freude immer groß, wenn sie mich erblickten.

Der erste Tag geht zu Ende

Nachdem die meisten Fahrer in ihren Schlafsäcken lagen, machte auch ich es mir in meinem Bus gemütlich. Mittlerweile war ich in Manderscheid angekommen, hatte die beiden führenden Fahrer fotografiert und ein paar Worte mit ihnen gewechselt. Für den nächsten Tag plante ich, einen Teil der übrigen Teilnehmer an dieser Stelle zu erwischen, mich ihnen anzuschließen und sie ein Stück auf dem Track des Eifel Gravellers begleiten.

Montag, 03.07.2023:

Um 6:00 Uhr am Morgen klingelte mein Wecker, ich schlug die Augen auf und mein erster Blick fiel auf die Tackingseite von Follow My Challenge. Schon eine ganze Reihe von Fahrern saß auf ihren Fahrrädern und die Dots bewegten sich durch die malerische Eifel. 
Ramon war bis tief in die Nacht gefahren, hatte nur wenig geschlafen und befand sich nun kurz vor Manderscheid. Der Streckenverlauf sah vor, dass jeder Teilnehmer zweimal durch Manderscheid fahren musste, da der Track dort eine Acht beschrieb. Also sprang ich schnell hinter das Lenkrad meines Busses, um ihn an den beeindruckenden Manderscheider Burgen abzufangen. Ramon war sichtlich erfreut, mich schon früh am Morgen zu sehen. Wir wechselten ein paar Sätze über die Strecke, dass es bei ihm super läuft und er machte sich wieder auf den Weg. Vor ihm lagen 70 Kilometer, die zu den einsamsten Abschnitten auf dem gesamten Track des Eifel Gravellers zählten. Die Strecke führte größtenteils durch dichten Wald, es gab lange Anstiege zu bewältigen und wundervolle Täler zu durchqueren.
Mit dem Meerfelder Maar und dem dortigen Landesblick samt Aussichtsturm wurden unvergessliche Eifelblicke und unberührte Natur vom Allerfeinsten geboten. Das Meerfelder Maar gehört zu einem der schönsten in der Eifel und der Ort Meerfeld schmiegt sich sehr romantisch an die Rundung des ehemaligen Vulkankraters an.

Kurz vor der Stadt Gerolstein, die für ihr Mineralwasser bekannt ist, erwartete die Fahrer der lange Anstieg zur Dietzenlay, wo ein weiterer Aussichtsturm auf sie wartete.

Gerolstein: „Echte Kraft kommt aus der Natur“

Mit der Ankunft in der Stadt Gerolstein kehrten die Teilnehmer endlich wieder in die Zivilisation zurück. Dort konnten sie sich verpflegen und die wunderschöne Landschaft der Gerolsteiner Dolomiten genießen. 
Nachdem ich Ramon verabschiedet hatte, fuhr ich zurück zum Parkplatz, wo ich übernachtet hatte. Es hieß, keine Zeit zu verlieren, mich umzuziehen und mein Fahrrad startklar zu machen. Für die heutige lange Tour mit reichlich Höhenmeter galt es zudem noch ein reichhaltiges Frühstück einzunehmen.
Dieter war der nächste Fahrer auf dem Weg nach Manderscheid und er passierte den Ort zum ersten Mal. Ich wollte ihn unbedingt ein Stück begleiten, da Dieter bereits bei der legendären ersten Ausgabe des Eifel Gravellers am Start stand. Damals musste er leider scratchen, was ihn noch jahrelang beschäftigte und ihm keine Ruhe ließ. Nun wollte er diese Niederlage ausmerzen und nahm zum zweiten Mal am Eifel Graveller teil. Bisher war er richtig flott unterwegs gewesen und es schien gut bei ihm zu laufen. Auch er freute sich sehr, ein bekanntes Gesicht zu sehen und wir machten uns gemeinsam auf den Weg.
Die Nacht hatte er zusammen mit Henning in einer Hütte im Liesertal geschlafen. Diese Hütte kannte ich gut, denn vor 2 Jahren hatten wir dort ebenfalls mit vier Bikepackern übernachtet.
Von Manderscheid aus führte uns der Track an der Heidsmühle vorbei in das Tal der kleinen Kyll. Dieter war von diesem Tal, der wundervollen Natur und der Vielzahl von Waldhütten begeistert.

Blick auf die Manderscheider Burgen
Daniel an den Manderscheider Burgen
Das Kloster Himmerod
Dieter vor dem Kloster Himmerrod
Trail im Mörserbachtal
Henning im Liesertal

Nach dem kleinen Kylltal begann ein langer Anstieg, der uns schließlich zum Kloster Himmerod führte. Dort konnten wir unsere Trinkflaschen an einem Wasserhahn auffüllen, allerdings hatte die köstliche Klosterbäckerei leider noch geschlossen. 
Hinter dem Kloster Himmerod ging es erneut den Berg hinauf, um zurück in das Liesertal zu gelangen. Dieser Abschnitt des Lieserpfads bis Wittlich gehört zu meinen absoluten Favoriten beim Eifel Graveller. Ursprünglich und wild präsentiert sich das Liesertal, bietet wundervolle Trails und sorgt für ständig wechselnde Eindrücke. 

Zeit für eine Pause

Kurz vor Wittlich verabschiedete ich mich von Dieter, um auf Henning zu warten. Er fuhr nur wenige Kilometer hinter uns und bog innerhalb kürzester Zeit um die Ecke. Gemeinsam fuhren wir nach Wittlich in die Stadt hinein und machten uns als Erstes auf die Suche nach einer Bäckerei. Kaum hatten wir unseren Kaffee, die belegten Brötchen und etwas Süßes an unserem Tisch getragen, da tauchten Daniel und Tobias vor dem Fenster auf. Es folgte eine herzliche Begrüßung, wir tauschten die Erlebnisse der letzten beiden Tage aus und es wurde viel gefachsimpelt.
Henning und ich verabschiedeten uns als Erste, verließen Wittlich und folgten dem Maare-Mosel-Radweg. Dieser führte uns über zwei Viadukte und durch zwei ehemalige Eisenbahntunnels. Nachdem wir die ehemalige Eisenbahntrasse verlassen hatten, dauerte es nicht lange, bis wir das traumhafte Sametbachtal erreichten. Dieser Abschnitt, der früher zur Strohner Erweiterung gehörte, war mittlerweile fest in den Track des Eifel Gravellers integriert. Vor ein paar Jahren habe ich diesen Teil am zweiten Weihnachtstag gescoutet. Damals wollte ich das milde Dezemberwetter nutzen und ein bisschen Mountainbike fahren. Auf Komoot fand ich einen netten Track, modifizierte ihn ein wenig und fuhr ohne große Erwartungen dorthin. Eine Woche später kehrte ich wieder zurück, verfeinerte und verlängerte die Route und seitdem gehörte dieser Abschnitt zum Eifel Graveller. Manchmal kann es so einfach sein!

Die Strohner Lavabombe
Tobias steht vor der Strohner Lavabombe
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Die Manderscheider Oberburg

Auf das Sametbachtal folgt das Alfbachtal, das eine ebenso unberührte Natur und Einsamkeit bietet. Nachdem wir die Scheidweiler Mühle erreicht hatten, begann die Strohner Schweiz und schon wenige Kilometer später standen wir vor der riesigen Strohner Lavabombe. Diese 120 Tonnen schwere Steinkugel hat einen Durchmesser von 5 Metern. Wahrscheinlich war sie ein Teil der Kraterwand, das abgebrochen und zurück in den Vulkanschlot gerollt ist. Dabei blieb die heiße Lava an diesem Klumpen hängen und wie bei einem Schneeball, formte sich eine gigantische Kugel.

Eine Bombe aus alter Zeit

Durch die Strohner Schweiz fuhr ich gemeinsam mit Tobias, auf den ich kurz gewartet hatte und dabei die Gelegenheit nutzte, um etwas zu essen. Tobias hatte Probleme mit den Schaltungsröllchen. Am vorherigen Tag hatte sich jede Menge Gras in der Schaltung verfangen und eine Schraube am Schaltungskäfig war abgebrochen. In einem Fahrradladen in Wittlich hatte er versucht, neue zu besorgen, jedoch ohne Erfolg. Zudem war der Fahrradhändler äußerst unfreundlich gewesen, eine Erfahrung, die ich dort auch schon machen durfte. Seitdem betrete ich diesen Laden nicht mehr und er wird von mir auch nicht weiterempfohlen. Nun hoffte Tobias, dass die Schaltung bis Klotten halten würde, denn Fahrradläden sind verdammt rar gesät in der Eifel.

Nach der Durchquerung der Strohner Schweiz erreichten wir das Pulvermaar. Es ist eines der bekanntesten Maare und bietet einen Campingplatz, sowie ein riesiges Schwimmbad und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten. In unmittelbarer Nähe liegt das Dorf Gillenfeld. Im dortigen Lebensmittelladen verpflege ich mich, da einer meiner absoluten Lieblingsbäckereien, die Bäckerei Kalsch, im letzten Jahr leider geschlossen wurde. Es ist wirklich eine Schande, denn die Auswahl an Kuchen dort war einzigartig in der Eifel.
In Gillenfeld schloss Daniel zu mir auf und mit ihm fuhr ich die restliche Strecke zurück bis nach Manderscheid. Daniel und ich kennen uns schon seit Ewigkeiten über das Internet und verfolgen die Aktivitäten des jeweils anderen. Er versucht schon seit Jahren, mich zu einem Start bei der Grenzsteintrophy zu überreden. Allerdings habe ich keine Lust, 1.200 Kilometer über die gefürchteten Lochplatten zu fahren. Beim EG23 hatten wir endlich die Gelegenheit uns persönlich kennenzulernen und es bereitete mir große Freude, ein Stück mit ihm zu fahren.

Weg um das Holzmaar bei Gillenfeld
Daniel umrundet das Holzmaar
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Der lange Anstieg zum Strohner Märchen

In Manderscheid erreichte ich wieder meinen Bus und fuhr zum dortigen Discounter. Wenn traf ich dort wieder vor dem Eingang? Dieter, Tobias und Henning. Auch sie hatten zum zweiten Mal Manderscheid erreicht und füllten ihre Vorräte an Lebensmitteln und Getränken auf.

Wo befinden sich die anderen Teilnehmer

Mein Weg führte mich mit dem Bus zurück nach Gillenfeld, dort legte ich mich auf die Lauer, um noch zwei weitere Teilnehmer des Eifel Gravellers zu erwischen.
Am Holzmaar traf ich auf meinen Namensvetter Holger. Sein Plan bestand darin, den zweiten Track des Eifel Graveller zu Ende zu fahren, um kurz vor Manderscheid den Tag zu beenden.

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Ramon an den Manderscheider Burgen
Bäckerei Lohner in Wittlich
Stärkung in der Bäckerei
Trail im Liesertal
Dieter auf dem Lieserpfad

Etwa eine Stunde später tauchte Johannes auf. Er hatte sich in Gillenfeld ein warmes Abendessen gegönnt und kämpfte sich nun den langen Anstieg zum Strohner Märchen hinauf. Im Laufe des Tages war bei ihm die Vorderradbremse blockiert und er musste die Bremsbeläge ausbauen, damit sich das Vorderrad ohne zu schleifen drehen konnte. Es sah so aus, als hätte er Bremsflüssigkeit verloren und eine Reparatur war auf die Schnelle nicht möglich. Ich hoffte sehr, dass Johannes am nächsten Tag einen Fahrradladen finden würde, der ihm helfen könnte.
Nachdem sich Johannes wieder auf sein Fahrrad geschwungen hatte, fuhr ich mit dem Bus Richtung Gerolstein. Hinter dem Rothen Kopf am Sportplatz in Roth fand ich einen Parkplatz neben dem Track und verbrachte dort die Nacht.

Dienstag, 04.07.2023:

Am gestrigen Abend lag ich gemütlich in meinem Bus, als plötzlich eine Fahrradlampe auf mich zufuhr. Nach einem schnellen Blick auf die Trackingseite stellte ich fest, dass es sich um Dieter handelte, der wenig später an meine Schiebetür klopfte. Er war noch über den kompletten Rothen Kopf gefahren und wählte den Sportplatz in Roth für seinen Übernachtungsstopp. Das erinnerte mich daran, wie ich vor einigen Jahren dort ebenfalls geschlafen hatte und zu meiner großen Freude einen Wasserhahn und eine funktionierende Steckdose vorgefunden hatte.
Am nächsten Morgen schlich ich mich bereits um 5 Uhr auf leisen Sohlen an das Vereinsheim des Sportplatzes heran. Ganz heimlich, still und leise nahm ich ein paar Fotos von Dieter auf, wie er unter der Überdachung liegt und schläft.
Nicht nur Dieter, sondern auch drei der anderen Teilnehmer hatten in Hütten rund um den Rothen Kopf ihr Nachtlager aufgeschlagen. Innerhalb der nächsten Stunde passierten alle meine Position, um in der Stadt Hillesheim ein Frühstück zu genießen. 
Ramon, den ich gestern in aller Frühe an den Manderscheider Burgen abgefangen hatte, fuhr zu diesem Zeitpunkt bereits über die Staumauer vom Rursee. Beeindruckend, was er für ein Tempo an den Tag legte und wie weit er bereits gekommen war. Meinen Plan, dem Rursee einen Besuch abzustatten und dort Fotos von den Teilnehmern aufzunehmen, konnte ich damit vergessen. So wie es aussah, müsste ich morgen nach Klotten zurückkehren, um Ramon dort in Empfang zu nehmen.

Hinter Ramon lag Sebastien, der ebenfalls schon sehr weit auf dem Track des Eifel Gravellers vorangekommen war. Gestern spät am Abend passierte er das Radioteleskop Effelsberg und erreichte anschließend Bad Münstereifel, wo er übernachtete. Ob er dort ein Zimmer genommen oder sich in eine Bushaltestelle gelegt hatte, konnte ich nicht feststellen. Sebastien war bewusst mit wenig Gepäck und ohne viel warmer Kleidung gestartet, wohl wissend, dass die Temperaturen in der Nacht ziemlich frisch werden können in der Eifel.

Der Track führt in einen Vulkan

Mein nächstes Ziel, um die Teilnehmer abzufangen, war der Dreimühlen Wasserfall. Gerne hätte ich noch ein paar Fotos in Hillesheim, mit der beeindruckenden Stadtmauer oder an der Burg Kerpen aufgenommen. Allerdings waren alle vier Fahrer so schnell unterwegs und hielten einen gleichmäßigen Abstand zueinander, dass mir dies nicht möglich war. Der Arensberg wäre ebenfalls ein großartiges Fotomotiv gewesen. Die Teilnehmer können dort durch einen Stollen in einen Vulkankrater hineinfahren und die vulkanische Geschichte der Eifel hautnah erleben.
In der Fahrerbesprechung am Sonntag hatte ich den Fahrern mitgeteilt, dass die Brücke am Dreimühlen Wasserfall vor zwei Jahren während dem schrecklichen Unwetter zerstört worden war. Daher müssten sie, wie schon beim Eifel Graveller vor zwei Jahren, ihre Schuhe und Strümpfe ausziehen und durch den Bach waten. Als ich heute dort ankam, sah ich große Steine im Bachbett liegen, über die es nun möglich war, trockenen Fußes auf die andere Seite zu gelangen.

Der Dreimühlen Wasserfall
Der Dreimühlen Wasserfall
Die Ahrquelle in Blankenheim
Daniel an der Ahrquelle
Die Kakushöhlen
Die Kakushöhle

Beim Bau der Eisenbahnlinie 1912 zwischen Dümpelfeld und Jünkerath wurden drei karbonathaltige Quellflüsse des Ahbachs zusammengelegt. Seitdem fließt das Wasser über die Geländekante und das Calciumcarbonat überkrustet das sich angesiedelte Moos. Dadurch wächst der Wasserfall jedes Jahr um etwa zehn Zentimeter. Vom Dreimühlen Wasserfall waren alle Teilnehmer schwer begeistert und hielten gerne an, damit ich ein Foto von ihnen aufnahmen konnte.
Das nächste Zwischenziel auf dem Weg durch die Eifel war Blankenheim. Obwohl die Entfernung vom Dreimühlen Wasserfall bis nach Blankenheim nur 30 Kilometer betrug, zog sich dieses Teilstück wie Kaugummi. Die Strecke folgt über weiten Teilen dem Eifelsteig, der zwar gut befahrbar war, allerdings nie flach. Das Höhenprofil glich eher einer Berg- & Talbahn und forderte den Fahrern einiges ab.

Dafür wurden die Teilnehmer am Ende dieses anstrengenden Abschnitts mit allem belohnt, wonach sich das Bikepackerherz sehnt. Es gab eine Pizzeria, eine Eisdiele und jede Lebensmittelkette, die ihr euch vorstellen könnt. Genau in dieser Reihenfolge arbeiteten Daniel, Tobias, Henning und Dieter diese Liste ab, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Wo die Ahr entspringt

Nicht nur kulinarisch hat Blankenheim einiges zu bieten. Mit seiner historischen Altstadt, dem Blankenheimer Burg und der Ahrquelle gab es zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Es ist kaum vorstellbar, wie diese kleine Quelle und das Flüsschen Ahr, für so eine Zerstörung und den Verlust von über hundert Menschenleben sorgen konnte, bei dem schrecklichen Unwetter vor zwei Jahren. Überall entlang der Ahr sind immer noch die Spuren der Verwüstung zu sehen und es wird noch Jahre dauern, bis alles wieder aufgebaut ist. Ob die seelischen Wunden jemals verheilen werden, bezweifle ich stark. Die Zeit wird höchstens dazu beitragen, den Schmerz erträglicher zu machen!

In Blankenheim verabschiedete ich mich von dem lustigen Quartett und machte mich auf den Weg, die beiden führenden Fahrer zu erwischen. Ramon radelte mittlerweile die Rur hinauf und hatte bereits Monschau passiert. Auf seinem Weg durch Woffelsbach bereitete ihm mein Freund Norbert Wortberg eine tolle Überraschung. An seinem Jugendcampingplatz standen eine ganze Reihe Kinder und Jugendliche versammelt und feuerten Ramon lautstark an. Als mir Ramon später davon erzählte, war er völlig überrascht und hatte sich tierisch über diesen Trailmagic gefreut.

Kerpen mit der Burg Kerpen
Dieter vor der Burg Kerben
Bachdurchfahrt am Dreimühlen Wasserfall
Eine kleine Bachdurchquerung

Kurz hinter Dahlem erwischte ich Ramon schließlich persönlich und begleitete ihn für ein paar Kilometer. Währenddessen erzählte er mir von Begegnungen mit Wildschweinen in der Nacht, einer frei laufenden Doge und zahlreichen anderen Erlebnissen der letzten drei Tage. Inzwischen hatte er zum ersten Mal die Ahr überquert und befand sich bereits auf dem Weg zum Nürburgring.
Sebastien hingegen umrundet zur gleichen Zeit die Perlbachtalsperre, bevor er einige Kilometer später über die Staumauer der Oleftalsperre fahren würde. Wahrscheinlich würde er den Ort Hellenthal nutzen, um sich zu verpflegen, bevor er noch einige Stunden durch die Nacht fahren würde.

Ich plante ihn am heutigen Abend in Dahlem zu erwischen, wo ich derzeit mit meinem Bus stand und mit etwas Sorge das Wetter beobachtete. Leider war für die heutige Nacht Regen angekündigt und ich hoffte, die Teilnehmer würden sich rechtzeitig eine trockene Unterkunft suchen. Da ich genau weiß, wie es sich anfühlt dem Regen entgegenzufahren, litt ich richtig mit den Teilnehmern. Es ist jedes Mal ein Glücksspiel, ob man rechtzeitig eine schützende Hütte vor dem Regen erreicht. Auf der anderen Seite möchte jeder so lange wie möglich fahren, um keine Zeit zu verschenken.

Bachüberquerung am Dreimühlen Wasserfall
Bachüberquerung am Dreimühlen Wasserfall
Aussichtsplattform am Holzmaar
Holger erreicht das Holzmaar

„Es ist das, was du daraus machst“

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