Blick auf die Nahe

Wein, Wald & Diamanten

Freitag, 16.06.2023:

Auf der Vereinsseite des Bikepacking Deutschland e. V. bin ich auf die Bikepackingtour „Wein, Wald & Diamanten“ aufmerksam geworden. Der von Sven Schwerdfeger sehr liebevoll gestaltete Track führt über die herrlichen Höhen des Hunsrück, schlängelt sich durch die Weinberge Rheinhessens und stattet Vater Rhein einen Besuch ab. Auf der Internetseite fand ich viele Informationen zum Track und Fotos zu den Sehenswürdigkeiten, was meine Vorfreude erheblich steigerte.

Der Track

Die „Wein, Wald & Diamanten“ Tour stand schon länger auf meiner Wunschliste und schien genau das Richtige für ein ausgiebiges Bikepacking-Wochenende zu sein. Zudem liegt die Strecke fast vor meiner Haustür und wäre sogar über die Hunsrück Erweiterung des Eifel Gravellers mit dem Fahrrad erreichbar gewesen. Dennoch entschied ich mich dafür, mit meinem Bus nach Rhaunen zu fahren und dort mein Abenteuer zu beginnen.
Von Rhaunen musste ich nur wenige Kilometer radeln, um problemlos auf den Track zu gelangen und hatte die Möglichkeit vorher dort einzukaufen.

Blick vom Blinkenstein
Blick vom Blinkenstein
Am Blinkenstein
Am Blinkenstein

Gerade im Hunsrück gestaltet sich das Einkaufen oft noch schwieriger als in der Eifel, da Lebensmittelgeschäfte nur in einer Handvoll größerer Ortschaften vorhanden sind.

Der Naturpark-Soonwald-Nahe

Besonders im Naturpark Soonwald-Nahe, den ich kurz nach meinem Start erreichte, sollte ausreichend Verpflegung mitgenommen werden.
Der Soonwald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland und erstreckt sich auf einer Fläche von über 200 Quadratkilometern. Es existieren mehr als 800 km an Wanderwegen und zahlreiche Burgen und Klöster zeugen von der geschichtlichen Vergangenheit dieser Region.
Das Besondere am Soonwald sind die zahlreichen Aussichtstürme, die spektakuläre Rundblicke über die riesigen Waldgebiete bieten. Auf dem 576 Meter hohen Teufelsfels, fand ich den ersten Aussichtsturm, bevor schon der Nächste auf dem 620 Meter hohen Alteburg auf mich wartete. Diese beiden Türme hatte ich bei vorherigen Hunsrück-Touren noch nicht besucht und war begeistert von der fantastischen Aussicht. Zudem war das Wetter an diesem Tag traumhaft, keine Wolke trübte den Himmel und die Temperaturen waren sommerlich warm.

Auf den höchsten Berg im Soonwald

Das nächste Highlight meiner Tour war der Ellerspring. Mit 657 Metern ist er der höchste Berg im Soonwald und liegt im Zentrum des Naturparks Sonnewald-Nahe. Da der Gipfel völlig bewaldet ist, bietet der Ellerspring keine gute Aussicht. Die hätte man wohl nur, wenn man auf den 107 Meter hohen Fernsehturm klettern dürfte, der weithin sichtbar auf dem Gipfel des Ellerspring thront.

Turm auf dem Teufelsfels
Turm auf dem Teufelsfels
Turm auf dem Hochsteinchen
Turm auf dem Hochsteinchen
Der Fernmeldeturm auf dem Ellerspring
Fernmeldeturm auf dem Ellerspring

Durch den Soonwald folgt der Track zum größten Teil dem Soonwaldsteig, einem Premium-Wanderweg, der auf 85 Kilometern von Kirn nach Bingen am Rhein verläuft. Über den Soonwaldkamm verläuft dieser Weg fernab von Siedlungen und viel befahrenen Straßen, wodurch er ein einmaliges Naturerlebnis bietet. Ein schnelles Vorankommen ist auf diesem Steig mit dem Mountainbike allerdings nicht möglich, da er über viele Wurzelteppiche und Steine führt. Besonders mit einem schwer bepackten Fahrrad musste ich des Öfteren absteigen und es hieß schieben. Ähnlich wie beim Eifel Graveller stellt dies die einzige Möglichkeit dar, viele der Sehenswürdigkeiten zu erreichen. Ansonsten kann der Track ohne große Problem so umgestaltet werden, dass er nur auf breiten Forst- und Waldwegen verläuft und nicht soviel Bike & Hike zu absolvieren ist.

Eine schmerzhafte Erinnerung

Nach dem Ellespring kannte ich den Track schon von früheren Touren. Vor allem der Trail um den Steinbruch Argenthal war mir in schmerzhafter Erinnerung geblieben. Bei meinem letzten Besuch lag Schnee, es war bitterkalt und ich hatte mich auf einer vereisten Stelle richtig schön abgelegt. Bei weit über 20 Grad musste ich mir diesmal keine großen Sorgen über den Untergrund machen, schon eher, dass ich genug Stellen fand, um meine Trinkflaschen nachzufüllen. Nach dem Steinbruch folgt der 642 Meter hohe Schanzerkopf, der eine sehr schöne Hütte zum Übernachten bietet. Es war mir jedoch zu früh, um an diesem ersten Tag schon Feierabend zu machen, lieber wollte ich noch ein Stück Richtung Bingen weiterfahren. In meinem Kopf hatte ich schon eine Idee, wo ich gerne die Nacht verbringen wollte. Dafür musste ich noch ein paar Höhenmeter überwinden und erreichte auf dem 648 Meter hohen Hochsteinchen, den dritten Turm an diesem Tag. Vorher galt es den Schanzerkopftreil zu überwinden. Diesen hatte ich auch noch lebhaft in Erinnerung, musste ich damals mein Fahrrad über zahlreiche Steine und kleine Felsen tragen, um auf dem Weg voranzukommen. Mit meinem schwer bepackten Fahrrad erging es mir diesmal noch schlechter und es wurde eine schweißtreibende Angelegenheit meinem Schlafplatz zu erreichen.

Einen Schlafplatz finden

An der Waldgaststätte Emmerichshütte konnte ich meine Wasservorräte nochmals auffüllen, bevor ich den letzten Anstieg des Tages in Angriff nahm. Meine Hütte für die Nacht lag auf dem 607 Meter hohen Ohligsberg, mit einem fantastischen Blick auf das Rhein-Taunus Gebiet. Vor der Hütte gab es einen Tisch mit einer Bank, an dem ich mein Abendessen zu mir nahm und mich dann früh in meinen Schlafsack verkroch. Am kommenden Morgen wollte ich früh aufbrechen, da ich heute sehr spät gestartet war und auf meinem Garmin nur 60 Kilometer und 1450 Höhenmeter standen. Morgen musste ich ordentlich Kilometer machen, um bis Sonntagabend den kompletten Track zu bewältigen.

Über den Soonwaldsteig
Der Soonwaldsteig
Hütte auf dem Oligsberg
Hütte auf dem Oligsberg

Samstag, 17.06.2023:

Am zweiten Tag meiner Fahrradreise auf dem „Wein, Wald & Diamanten“ Track, erwachte ich schon um kurz vor 6 Uhr und ich startete in den Tag. Meine Ausrüstung war schnell am Fahrrad verstaut, und nach einem kleinen Frühstück radelte ich bereits in aller Frühe Richtung Bingen am Rhein.
Bevor ich ins Rheintal hinunterfuhr, hieß es noch hoch auf den 627 Meter hohen Salzkopf zu klettern, auf dem sich der Salzkopfturm befindet. Leider war der 24 Meter hohe Holzturm aufgrund von Witterungsschäden für Besucher gesperrt. Vor einem halben Jahr hatte ich bei meinem ersten Besuch noch die Gelegenheit, hinauf auf den Turm zu steigen und die fantastische Aussicht zu genießen.
Es bleibt abzuwarten, ob der Turm überhaupt saniert werden kann oder durch einen neuen ersetzt werden muss.

Eine Neuentdeckung

Anschließend ging es den Salzkopftrail hinunter und ich erreichte das malerische Morgenbachtal. Durch dieses fünf Kilometer lange Tal führen zahlreiche bekannte Wanderwege und war eine völlige Neuenddeckung für mich.

Die Pouilly Brücke in Bad Münster am Stein
Die Pouilly Brücke
Die Burgruine Montfort
Die Burgruine Montfort

Über einen tollen Trail, der auf halber Höhe stetig ansteigend am Hang des Rheintals entlang führte, gelangte ich schließlich zum Forsthaus Heiligkreuz. Von dort unternahm ich noch einen kleinen Abstecher zur Hängebrücke Kreuzbachtal, die Teil des viereinhalb Kilometer langen Erlebnispfads Binger Wald ist. Bedauerlicherweise war die Hängebrücke gesperrt und durfte nicht betreten werden, sodass ich umkehren und auf dem gleichen Weg zurück fahren musste.
Danach ging es bergab Richtung Bingen am Rhein, wo ich endlich eine Bäckerei fand und mich über ein großes Frühstück freute. Besonders der Kaffee weckte meine Lebensgeister, nachdem ich an diesem Morgen schon 20 Kilometer in den Beinen hatte. Bingen bot zudem eine gute Gelegenheit, meine Lebensmittelvorräte aufzufüllen und mich von meinen Arm- und Beinlinge zu befreien. Die Morgenstunden auf den Höhen des Hunsrück waren recht frisch gewesen, aber mittlerweile war abzusehen, es würde ein richtig heißer Tag werden.

An der Mündung der Nahe

Am Zusammenflug von Nahe und Rhein genoss ich noch das herrliche Panorama des Rheintals mit Blick auf die Burgruine Ehrenfels. Vor einigen Jahren, bei der ersten Ausgabe von Taunus Bikepacking, war ich bei über 35 Grad Celsius zu dieser Burgruine hinaufgefahren und anschließend weiter zum Niederwalddenkmal geradelt. Am dortigen Kiosk gönnte ich mir damals erst einmal zwei Eis und setzte mich in den Schatten.
Zum Glück waren die Temperaturen an diesem Tag etwas gnädiger zu mir, obwohl mir die Sonne auf den kommenden Kilometern ganz schön auf den Pelz brannte.
Nachdem ich Bingen erreicht hatte, veränderte sich die Landschaft und die Natur völlig. Anstatt durch dichte Wälder und einsame Natur im Hunsrück zu radelt, durchquerte ich nun das Rheinhessische Weinanbaugebiet. Auf asphaltierten Weinbergswegen führte mich der Track durch die Rheinhessische Toscana und erinnerte mich ein wenig an meine Radreise durch Italien im letzten Jahr. Dort war ich ebenfalls stundenlang durch Weinberge geradelt und auch das hügelige Terrain ähnelte dem hier sehr.

Der gesperrte Salzkopfturm bei Bingen
Der Salzkopfturm
Graffit am Johannisberger Türmchen
Graffiti am Johannisberger Türmchen
Ehemaliger Wasserturm
Ein ehemaliger Wasserturm

Auf dem Jakobsberg erreichte ich zuerst einen kleinen Aussichtsturm und anschließend das Kloster Jakobsberg, das romanisch inmitten der Weinberge lag und eine Bildungsstätte beherbergt. Hinter dem Kloster Jakobsberg befand sich das Friedenskreuz, von dem aus ich einen herrlichen Ausblick bis nach Bingen und über den Rhein genießen konnte.

Traumhafte Ausblicke

Mit dem Zotenheimer Horn galt es den nächsten Berg zu bezwingen und meine Mühe wurde mit einem traumhaften Blick über Rheinhessen belohnt. Hier legte ich eine kleine Pause ein, verpflegte mich und genoss die Aussicht. Die Temperaturen waren mittlerweile deutlich gestiegen und die ständigen Hügel, die ich mit Fahrrad erklimmen musste, setzen mir ordentlich zu. Schatten war auf den asphaltierten Wegen durch die Weinberge keiner zu finden und der Streckenplaner hatte wirklich keinen Aussichtspunkt und Schlenker zu einer Sehenswürdigkeit ausgelassen. Über diese Tatsache musste ich ein wenig schmunzeln, da ich beim Eifel Graveller genauso vorgehe, damit alle Highlights der Region enthalten sind.
Weiter ging mein Weg über einige herrliche Trails zum Aussichtspunkt Höllberg, bevor ich das Naturschutzgebiet Neu-Bamberger-Heide erreichte. Die Neu-Bamberger-Heide umfasst ein Gebiet von etwa 10 Hektar, besteht aus zwei Teilen und beherbergt tausende Heidesträucher sowie seltene Pflanzen.

Endlich keine Weinberge mehr 

Nach Neu-Bamberg verließ ich endlich die Weinberge, die mir mittlerweile doch etwas zum Hals heraushingen. Zu Hause habe ich reichlich Weinberge, wenn ich aus dem Fenster schaue. Daher kam mir ein bisschen Wald und der Trail zur Altenbaumburg sehr gelegen. Der Trail hatte es jedoch in sich, da er sehr schmal und mit lockeren Kies bedeckt war. Da war meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration gefragt, damit ich nicht den Hang hinunter segelte.
Die Altenbaumburg liegt auf einem Bergrücken über dem Ort Altenbamberg, besteht aus drei Burgteilen und erstreckt sich auf einer Fläche von 200 mal 40 Meter. In den achtziger Jahren wurde die Burganlage komplett saniert und gehört zu einer der größten Burgruinen der Pfalz.

Die Nahe Mündung in Bingen
Die Nahemündung in Bingen
Aussichtspunkt Damianskopf über Bingen
Aussichtspunkt Damianskopf bei Bingen

Auf vielen wundervollen Trails ging es bis Bad Münster am Stein-Ebernburg weiter, was ein komplizierter Name für eine Stadt. Diese Trails waren genau nach meinem Geschmack, wobei weniger versierte Bikepacker mit ihren schweren Fahrrädern dort wohl an ihre Grenzen stoßen könnten. Auch den Aufschrei der Gravelboys in Anbetracht solcher Trails, kann ich mir lebhaft vorstellen. Deshalb Augen auf bei der Fahrradwahl und sich im Vorfeld über die Beschaffenheit des Tracks auf der Internetseite informieren. Ein Tipp, den man auch für den Track des Eifel Gravellers beherzigen sollte.

Das größte Felsmassiv zwischen den Alpen & Skandinavien

In Bad Münster am Stein-Ebernburg fand ich endlich eine Gelegenheit zum Einkaufen und meine Getränke aufzufüllen. Mit einem Eis, einem Trinkjoghurt, einer Vanillemilch und zwei Teilchen, gönnte ich mir reichlich leckere, jedoch ungesunde Snacks.
Gerne hätte ich mir diesen Kurort etwas genauer angeschaut, bietet er mit der Ebernburg und dem Gradierwerk im Kurpark einige tolle Highlights. Allerdings drängte mich mein Zeitplan, da ich nur bis Sonntagabend Zeit hatte, um an den Ausgangspunkt meiner Reise zurückzugelangen. Aus diesem Grund fiel eine Sightseeingtour durch dieses reizende Städtchen aus und ich entschied mich lieber dafür, meine Fahrt entlang der Nahe fortzusetzen.
Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten – Der Rotenfels. Diese 200 Meter hohe und 1200 Meter lange Steilwand bildet das größte Felsmassiv zwischen den Alpen und Skandinavien. Es ist ein atemberaubender Anblick, auf diese riesige Felswand zu schauen, wo entlang der Kante des Berges ein Wanderweg verläuft.

Konzentration ist gefragt

Mein jetzt folgend Weg sollte nicht weniger spektakulär sein und war nur etwas für Menschen, die keine Höhenangst verspüren. Der Track schraubte sich hinter dem Niederhausener Stausee immer weiter über einen schmalen Weg am Hang nach oben. Dabei folgte ein spektakulärer Aussichtspunkt auf die Nahe nach dem anderen. Es war allerdings geboten, beim Fahren immer auf den Weg zu schauen und sich nicht von der wundervollen Landschaft ablenken zu lassen. Dies hätte auf dem schmalen Trail in einem kapitalen Sturz in die Tiefe enden können.

Der Kinnsfelstunnel
Der Kinnsfelstunnel

Am Ende dieses aufregenden Abschnitts erreichte ich an den Silbersee, der eingebettet in einem ehemaligen Tagebau auf dem Lemberg liegt.
Weiter ging meine Fahrt mit ständigem Hoch und Runter bis ich die Burgruine Montfort erreichte. Diese auf einem einsamen Berggipfel inmitten von Wald gelegene mystische Burgruine stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde bereits im Jahr 1456 zerstört. Ich verweilte ein bisschen auf der Burg, ließ das mächtige Bauwerk auf mich wirken und nutze die Zeit um zu googeln.

Ich bekam Hunger

Inzwischen hatte ich richtig Hunger bekommen und es wurde Zeit für ein warmes Abendessen. In der nächsten Ortschaft, welche auf meinem Track liegen würde, entdeckte ich einen türkischen Imbiss. Meiner Einschätzung nach waren es etwa 20 Kilometer von der Burgruine Montfort bis nach Odenheim am Glan, wo ich meine Abendessen genießen wollte. Meine Vorstellung war, einfach runter an die Nahe zu radeln, ein Stück dem Fluss folgen und ich wäre dort. Leider deckte sich meine Einschätzung so gar nicht mit der Realität, die nun folgte.

Baggersee bei Neu-Bamberg
Baggersee bei Neu-Baumberg
Brücke zur Altbaumburg
Brücke zur Altbaumburg

Als ich an der Nahe ankam, führte der Track über eine alte Eisenbahntrasse. Doch statt eines gut ausgebauten Eisenbahnradwegs verlief er einfach über den groben Schotter. Es waren lediglich die Schienen und Schwellen herausgerissen worden, aber der Rest der Eisenbahntrasse war unverändert geblieben. Selbst mit meinem Mountainbike mit Federgabel war es ein einziges Geholper und Gehüpfe über die groben Steine und ich kam nur langsam voran. Die Krönung des Ganzen war der unbeleuchtete 284 Meter lange Kinnsfelstunnel, in dem Fußball große Steine herumlagen und ich heilfroh war, meine Dynamolampe einschalten zu können.

Ich wurde richtig stinkig

Kurz vor Odenheim am Glan gab es noch eine Schiebepassage durch mannshohes Gras, bis ich endlich den türkischen Imbiss erreichte. Diese ganze Aktion dauerte wesentlich länger als erwartet und zwischendurch wurde ich richtig sauer über den Track und dessen Planer.
Nachdem ich einen großen Dönerteller mit Pommes verputzt hatte, dazu ein alkoholfreies Colabier und als Nachtisch ein Eis genossen hatte, war mein Ärger verflogen und es wurde Zeit mich um einen Schlafplatz zu kümmern.

Der Rotenfels bei Bad Münster am Stein
Der Rotenfels
Die Neu-Bamberger-Heide
Die Neu-Bamberger-Heide

Zeit für einen Schlafplatz

Diesen fand ich einige Kilometer später im Wald in der Nähe von Staudenheim. Allerdings wäre ich besser noch ein paar hundert Meter weitergeradelt, denn dort fand ich am nächsten Morgen eine riesige Hütte mit Blick ins Tal. Mein Schlafplatz bestand nur aus einem Unterstand ohne Wände, wo ich von Stechmücken ohne Ende geplagt wurde. Entsprechend zerstochen war ich am nächsten Morgen und dachte an meinen Freund Guido, der immer eine Dose Mückenspray beim Bikepacken dabei hat. Dafür konnte ich nach Einbruch der Dunkelheit noch zahlreiche Glühwürmchen bewundern, die sich auf Brautschau befanden. Geschlafen habe ich dort trotzdem gut, was nach 150 Kilometern und 2500 Höhenmetern kein Wunder war.

Sonntag, 18.06.2023:

Pünktlich m 7 Uhr saß ich am heutigen Tag auf meinem Fahrrad, um den restlichen Teil der Strecke von „Wein, Wald & Diamanten“ zu erkunden und an meinen Ausgangspunkt in Rhaunen zurückzukehren. Aus unerklärlichen Gründen war ich der festen Überzeugung, dass ich nur ein paar Kilometer radeln müsste und würde Staudenheim erreichen. Dort wollte ich frühstücken, meine Vorräte auffüllen und gut gestärkt den Rest der Strecke in Angriff nehmen. Zumindest war das mein Plan am gestrigen Abend, der sich in meinem Kopf verfestigt hatte. Heute musste ich jedoch feststellen, dass der Track überhaupt nicht durch Staudenheim führt und es würde dort kein Frühstück für mich geben. Glücklicherweise war noch genug Proviant in meinen Fahrradtaschen vorhanden, um nicht direkt vor Entkräftung vom Fahrrad zu fallen. Allerdings würde es so schnell keinen Kaffee für mich geben.

Falsch Abgebogen

Kurz darauf bog ich fälschlicherweise vom Track ab und ehe der Garmin dies bemerkte, war ich schon ein beträchtliches Stück weitergefahren. Kein Problem, dachte ich mir, diesen Weg kannst du auch nehmen und später wieder auf den Track zurückgelangen. Doch es gab später keinerlei Verbindung mehr zum Track und einfach ein Stück durch den Wald schieben war keine Option, da der Track 200 Meter weiter unten verlief. Es blieb mir nichts anders übrig, wie umzukehren und dem ursprünglichen Track zu folgen.

Waldhütte
Die entgangene Hütte
Blick über die Limbacher Hohe
Blick über die Limbacher Höhe

Obwohl ich normalerweise beim Fahrradfahren nach dem Motto „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ unterwegs bin. An diesem Morgen schien jedoch irgendwie der Wurm drin zu sein!

Endlich Kaffee

Nachdem ich durch dichte Wälder und über schöne Waldwege geradelt war, erreichte auf 453 Meter die Limbacher Höhe. Dort genoss ich einen fantastischen Ausblick und fuhr von nun an immer weiter über diesem Bergrücken. Nach einer Abfahrt, die mich an der Heimweiler Süßbachelle vorbei führt, erreichte ich erneut die Nahe. Dort fand ich in Kirnsulzbach endlich eine Bäckerei mit einer großen Auswahl an verschiedenen Kuchensorten und konnte einen Kaffee genießen.
Hinter Kirnsulzbach führte mich der Weg zurück in den Hunsrück. Nach einem ziemlich langen und steilen Anstieg unternahm ich noch einen kleinen Abstecher zum Spitzfeld Gipfelkreuz, von wo aus ich einen fantastischen Ausblick über das Tal der Nahe genießen konnte.

Ein ärgerliches Missgeschick

Von dort führte mich der Track zum Lörchbach-Trail, der eine gelungene Abwechslung zu den breiten Waldwegen bot. Nachdem ich das Kupferbergwerk Fischbach passiert hatte, folgte ich dem Weg des Saar-Hunsrück-Steigs. Auf diesem Abschnitt blieb einer meiner Flaschenhalter, die ich an der Federgabel befestigt hatte, an einem versteckten Baumstumpf hängen. Diesen hatte ich wegen des dichten Gestrüpps übersehen und der Flaschenhalter brach ab. Als wäre das nicht schon Unglück genug, bohrte sich der Flaschenhalter in mein Vorderrad und mir brach eine Speiche. Glücklicherweise konnte ich meine Fahrt fortsetzen und würde zu Hause die defekte Speiche austauschen. Aber so kann es gehen, einen Moment der Unaufmerksamkeit und schon ist der Ärger und die Arbeit groß.
In diesem Abschnitt würde ich die Streckenführung ändern, da dieser Teil des Saar-Hunsrück-Steiges eigentlich nur Bike & Hike besteht und dazu noch sehr zugewachsen war.

Nun war es nicht mehr allzu weit bis zu meinem Ausgangspunkt in Rhaunen. Doch bevor ich dort ankam, lag noch eines der schönsten Täler des Hunsrück auf meinem Weg – das Hahnenbachtal. Schon vor einigen Jahren hatte ich dieses Tal erkundet und freute mich auf die Sehenswürdigkeiten, die noch vor mir lagen.

Das Hahnenbachtal

Die Reinhartsmühle bildete den Eingang ins Hahnenbachtal und schon bald erreichte ich die Schmidtburg. Die Schmidtburg thront auf einem Schiefergrat über dem Hahnenbachtal und war einst die größte Burg im Hunsrück. Sie wurde im Jahr 926 erbaut und im 17. Jahrhundert wurde die Burg zerstört. Mit Genehmigung der Gemeinde ist es sogar erlaubt, auf der Burggelände zu campen.
Das Hahnenbachtal bietet mit der Keltensiedlung Altburg, dem Wassererlebnispfad und dem Besucherbergwerk Herrenberg viele weitere Höhepunkte. Besonders spannend finde ich den Felsentunnel, durch den die Traumschleife Hahnenbachtaltour verläuft und der alle diese Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet. Besonders amüsant ist die Beschilderung des Hahnenbach-Wanderweges. Statt der üblichen stilisierten künstlerischen Wanderwegsymbole zeigt sie einen fröhlich lachenden Hahn.
In Höhe der Ortschaft Hausen, wo das Hahnenbachtal beginnt, bog ich ab auf die Straße und es waren nur noch wenige Kilometer bis nach Rhaunen zu meinem Bus.

Ein großes Dankeschön

Die vergangenen drei Tage auf dem Track von „Wein, Wald & Diamanten“ waren einfach großartig. Ich bekam eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten geboten und habe eine fantastische Zeit verbracht. Mein herzlicher Dank geht an Sven Schwerdtfeger für diesen wunderbaren Track, die viele unentgeltliche Arbeit und die Liebe zum Details.

Steinpfad über den Hahnebach
Steinpad über den Hahnebach
Die Schmidtburg im Hahnenbachtal
Die Schmidtburg
Brücke über den Hahnenbach
Brücke über den Hahnenbach

„Es ist das, was du daraus machst“

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