Ein letzter Post vor meiner großen Reise!

Das 18. & 19 Mai Wochenende:

Die letzten Wochenenden war ich, wie eigentlich immer, viel mit dem Fahrrad und meinem Bus unterwegs. Mit meinem Gravebike ging es durch das Wiedtal und den Westerwald. Zum Schreiben oder ein bisschen darüber zu berichten, bin ich allerdings nicht wirklich gekommen, mir fehlte die nötige innere Ruhe und Muße dazu. Mein Kopf war und ist einfach zu voll mit den verschiedensten To-do-Listen, Erwartungen, Zweifeln und Vorstellungen aufgrund meiner bevorstehenden Reise.

Es gibt viel zu organisieren

Vor allem gab es einfach zu viel, was ich organisieren, wo ich mir Gedanken darüber machen und erledigen musste. Sieben Wochen weg zu sein, da gibt es viel zu regeln, abzuschließen und zu übergeben, was familiäre und berufliche Belange betrifft. Einfach mal so verschwinden, ist gar nicht so einfach!
Organisiert ist mittlerweile alles für meine große Reise. Meine gesamte Ausrüstung habe ich beisammen und mir eine Packliste geschrieben. Gerade die Packliste ist ultrawichtig. Wer mich näher kennt, weiß, dass ich ein recht verpeilter und zerstreuter Mensch sein kann.
An meinem Fahrrad sind fast alle Verschleißteile ausgewechselt und ich habe es in einen Karton verpackt. Dafür, dass ich zum ersten Mal mit einem meiner Fahrräder fliege, hat das Verpacken ziemlich gut funktioniert. Meine Follow My Challenge Seite ist online, über die ihr verfolgen könnt, wo ich mich befinde und so an meiner Reise teilhaben könnt.

Blick ins Wiedtal
Die Wied

Wo gehöre ich hin?

Früher hat mir oft das Gefühl gefehlt, dass ich irgendwo dazu gehöre oder zu Hause bin. Da war ich oft sehr lost und haltlos in meinem Leben. Auch solche Gedanken, am liebsten würde ich einfach verschwinden und nicht mehr da sein, hatte ich sehr oft. Gerade dieses einfach nicht mehr da sein wollen, so verrückt das klingt, gab mir oft Trost und beruhigte mich. Gerade die Vorbereitung auf diese Reise hat mir gezeigt, wo ich überall dazu gehöre oder zu Hause bin. Schon alleine, wenn ich alles so gefragt habe, um diese Reise vorzubereiten oder mir Tipps geben lassen. Mit wie vielen Menschen ich über diese Reise gesprochen und ihnen davon erzählt habe. Eigentlich fand jeder meine Idee klasse, ich bin eigentlich auf keinerlei Unverständnis oder Kopfschütteln gestoßen. Eher im Gegenteil, viele haben von ihren Reisen erzählt und wo sie gerne noch so hinwollen. Die einzige Sorge, welche geäußert wurde, dass ich in Italien mein Fahrrad gestohlen bekomme. Außerdem habe ich gemerkt, wie schwierig es ist, einfach so zu verschwinden und nicht mehr da zu sein. Das ich das überhaupt nicht möchte und ziemlicher Quatsch ist. Wie ich in ein riesen Geflecht von Freunden und Bekannten eingebunden bin, dass mich hält und trägt. Selbst die Radtouren in meiner direkten Umgebung, habe ich sehr genossen, auch wenn ich dort schon hunderte Male herumgekurvt bin und es oft als sehr langweilig empfinde, dort Fahrrad zu fahren. Mit dem Hintergrund, diese herrliche Gegend, in der ich wohne, sehr lange nicht mehr zu sehen, fühlte sich auch das ganz anders an.

Wobei meine innere Unruhe schon sehr hoch war, die letzte Zeit und gefühlt von Tag zu Tag stieg. Vor allem mich auf den ganzen alltäglichen Kram zu konzentrieren, fiel mir zusehends schwerer. Ständig schweiften meine Gedanken ab und alle möglichen Szenarien schwirrten durch meinen Kopf, was meine Italienreise betrifft. Da war alles von purer Vorfreude bis zu den größten Zweifeln vertreten. Mein Autonomie-Abhängigkeitskonflikt befindet sich sozusagen in seinem Endkampf. Es wird wirklich Zeit, dass ich endlich meine Schuhe einklicken kann und losradele. Das Abenteuer soll endlich starten und ich möchte mich den Herausforderungen stellen. Dann hat das Warten, mir Gedanken machen und vor allem das Zweifeln ein Ende!

Ablenkung tut gut!

Da war es eine gute Ablenkung, noch ein bisschen mit Bus und Fahrrad unterwegs zu sein, außerdem kann ich jeden Trainingskilometer für mein Abenteuer gebrauchen. Weit weg wollte ich nicht mehr fahren, mit dem Bus, so fiel meine Wahl auf das Wiedtal und den Westerwald. Dort bin ich früher schon des Öfteren mit meinen Rädern gewesen, allerdings noch zu Zeiten, als ich in Koblenz wohnte und das ist mittlerweile schon über 10 Jahre her. Wiederentdeckt habe ich das Tal bei meiner Teilnahme an der Wiedtal RTF vor ein paar Wochen. Damals mit dem Rennrad und auf Asphalt bin ich dieses Mal fast nur mit meinem Gravelbike unterwegs gewesen. Vor allem die vielen Seitentäler, welche in den Westerwald führen, sind traumhaft und lassen sich recht schön verbinden. Zudem begleiteten mich auf einer Tour, mit Britta und Andreas, zwei sehr ortskundige Locals und äußerst versierte Bikepacker.
Mit dem Wied-Radweg existiert zudem ein sehr gut ausgebauter Fahrradweg, welcher durch das gesamte Wiedtal führt. Die Fernwanderwege Wiedweg und Westerwaldsteig, denen ich zum Teil gefolgt bin, führen durch die wunderschöne Natur und geben tolle Blicke auf diese tolle Landschaft frei.

Darüber hinaus war das Wetter die letzten Wochen nur traumhaft, sodass ich auch mal wieder vor dem Bus sitzen konnte und nicht nur drinnen. Morgens vor dem Bus zu sitzen, meinen Kaffee zu genießen und zu frühstücken, mehr Freiheit ist kaum möglich.

Die Zeit zum Verabschieden genutzt

Vor allem habe ich die letzten Wochen genutzt, nochmal ein paar Freunde zu besuchen, bevor ich für so lange Zeit die Gegend verlasse. Bei Thema Besuche abstatten und Freunde treffen, bin ich immer etwas schludrig. Oft bin ich so mit mir und meinem Leben beschäftigt, dass schon wieder ein paar Wochen vergangen, bis mir dieses auffällt. Klar, über die üblichen Social-Media-Kanäle bin ich viel in Kontakt und am Schreiben. Jeder sieht, was der andere so an den Wochenenden oder im Urlaub treibt. Allerdings Face to Face und persönlich, ist doch nochmal eine ganz andere Nummer.
Dabei vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht an alle die Menschen denke, die mir etwas bedeuten und wichtig für mich sind! Da sind auch Menschen darunter, mit denen ich aus welchen Gründen auch immer keinen Kontakt mehr habe. Sei es, dass man sich nicht mehr verstanden hat, sich die Lebenssituationen geändert haben, eine große räumliche Distanz besteht oder sie einfach nicht mehr da sind, weil sie gestorben sind.

Eines der zahlreichen Seitentäler
Auch Höhenmeter gibt es reichlich

Ich denke trotzdem oft an diese Menschen, wie es ihnen geht, was sie wohl so machen und was wir so zusammen erlebt haben. Mittlerweile ist dies auch völlig ok für mich und mit vielen dieser Erinnerungen bin ich fein. Sie lösen keine schlechten Gefühle mehr in mir aus. Sei es trauer, weil sie nicht mehr am Leben sind und mir fehlen. Scham, weil ich mich nicht richtig verhalten, jemanden verletzt und Dinge falsch gemacht habe. Auch meine Wut und Trauer darüber sind lange nicht mehr so stark, beeinflussen und beeinträchtigen mich. Ich verurteile mich nicht mehr so stark, dass ich Situation nicht besser hinbekommen oder souveräner gelöst habe. Manchmal ganz schön infantil reagiert oder einfach zu schwarz/weiß gedacht und gefühlt habe. Dabei war ich oft eigentlich nur beleidigt, fühlte mich enttäuscht oder unheimlich verletzt. Dazu kommt meistens noch der Borderline Verstärkungsfaktor und schon herrscht aus heiterem Himmel das größte Chaos.

Vieles beschäftigt mich bis heute

Mit einigen Situationen und Menschen, struggle ich immer noch. Mit vielem habe ich aber meinen Frieden geschlossen und an der Perspektive geschraubt. Vor allem ist es wichtig, nachsichtig zu sein und zu verzeihen. Das gilt für den anderen und fast noch wichtiger, für die eigene Person. Niemand ist perfekt, auch wenn ich da noch so sehr darauf stehe und es oft mein Anspruch ist.

Ein See der Westerwälder Seenplatte

Zu jedem Auseinanderleben und sich aus den Augen verlieren gehören immer mindestens zwei Personen. Ähnlich verhält es sich mit Streit und Auseinandersetzungen. Selten gibt es nur einen Schuldigen oder nur den einen, der alles falsch gemacht hat. So schön und einfach auch dieses Gut und Böse ist, wie es fast in jedem Hollywoodfilm dargestellt wird. Egal ob Aktion- oder Liebesfilm, mit dem wahren Leben hat dies nicht viel zu tun.

Akzeptanz hilft

Bei vielen Situationen, Verletzungen oder Geschehnissen aus der Vergangenheit, egal ob ich sie erfahren oder ausgelöst habe, hilft vor allem Akzeptanz. Zu akzeptieren, dass sich Menschen und Lebensentwürfe aus den unterschiedlichsten Gründen verändern können. Manchmal passt es dann einfach nicht mehr, es ist nicht mehr mein Weg und das Leben, welches ich führen möchte. Vieles sind einfach Lebensabschnitte, egal ob es sich dabei um Menschen handelt, welche mich begleitet haben, Interessen oder Hobbys. Sich verändern und weiterentwickeln, geht fast immer mit einem Bruch von alten Gewohnheiten und Lebensmustern einher.

Wichtig ist es, die Zeit zu sehen, welche es gemeinsam gab. Die schönen Dinge, welche ich mit dieser Person unternommen und erlebt habe. Die Zeit, welche wir zusammen waren, die mich vorangebracht und bereichert hat.

Alles endet irgendwann

Denn wenn wir mal ehrlich sind, alles, was wir anfangen, endet irgendwann, auf die eine oder Weise. Sehr oft oder fast immer mit Verletzung und Schmerz.
Sich deshalb auf nichts mehr einzulassen, alles und jeden auf Abstand zu halten, um bloß nicht verletzt zu werden, um nicht wieder in ähnliche Situationen zu geraten, ist allerdings auch keine gute Strategie. Sicherlich sollte sich um wiederholende Mustern gekümmert und ihnen Beachtung geschenkt werden. Vor allem, wenn sie in regelmäßigen Verletzungen und Dramen enden. Gerade wenn ich immer wieder in toxische Beziehungen oder Abhängigkeiten gerate, sollte man sich Gedanken um das Warum und einen anderen Umgang machen. Aber Rückzug, sich abkapseln und vor allem sich nicht einlassen, endet in einer riesigen Abwärtsspirale.

Dieses mich nicht einlassen, alles auf Abstand halten, es direkt kaputt machen und keine Chance geben, habe ich wohl sehr lange betrieben und gelebt. Wahrscheinlich hat genau deshalb meine Heilung oder mich zu finden, so lange gedauert und war von so vielen Rückschlägen und Rückfällen gekennzeichnet.
Wer etwas wagt, sich einlässt und etwas riskiert, kann ganz schnell enttäuscht werden oder scheitern. Diese Gefahr ist sogar sehr groß!

Es gibt aber auch ganz viel zu entdecken und zu gewinnen! Da sind so viele Chancen versteckt, welche nur auf einen warten. Die Möglichkeiten, zu lernen und zu wachsen, müssen nur ergriffen werden.

Das Ziel meiner langen Reise

Genauso möchte ich meine große Reise sehen und sie angehen. Sie ist das Ziel einer langen Reise, die Verwirklichung eines Traums und hoffentlich der Beginn von ganz viel Neuem!

„Es ist das, was du daraus machst“

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