Überhaupt ist mein Blog, welcher am Anfang so als Nebenprodukt vom Eifel Graveller entstanden ist und lange stiefmütterlich von mir behandelt wurde, zu einem richtigen Herzensprojekt von mir geworden, auf dem ich sehr offen, über meine psychischen Probleme und Schwierigkeiten schreibe. Viel über meine Klinikaufenthalte und schweren Krisen, welche es in meinem bisherigen Leben gab. Welche Strategien, Skills und Ressourcen mir dabei helfen stabil zu bleiben, meinen Weg weiterzugehen und nicht zurück in die Krankheit.
Dadurch hoffe ich anderen ein bisschen helfen zu können, ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass Genesung, ein zufriedenes und erfülltes Leben möglich ist. Vor allem nicht betroffene Menschen ein klein wenig aufzuklären, um Verständnis und Raum für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu schaffen und das Ganze aus der Tabuzone zu holen.
Dies ist eine Entwicklung, welche ich früher nie für möglich gehalten hätte, weil es mir wie vielen Betroffen ging, welche Probleme, mit sich und ihrem Leben haben und nicht wirklich zurechtkommen, sicher aber verstecken, nicht trauen, um Hilfe zu bitten, aus den verschiedensten Gründen. In unserer Gesellschaft gilt es als “schwach” und verpönt, Hilfe nötig oder Probleme zu haben und es wird als Makel angesehen. Dabei ist sich helfen lassen, sich eingestehen, dass ich alleine nicht mehr weiterkomme ein Zeichen von Stärke und großer Persönlichkeit.
Gerade in der heutigen Zeit, wo auf den Social Media Plattformen, in der Werbung und in Zeitschriften, immer nur das perfekte Leben und durchtrainierte Körper gezeigt werden, dass jeder alles erreichen und zu allem in der Lage ist, ist es schwer seinen Platz zu finden. Das dies meist alles nur Scheinwelten, vieles Photoshop zu verdanken und nicht der Realität entspricht, sondern das Meiste kompletter Schwachsinn ist und wir davon eigentlich fast gar nichts benötigen, bedarf eines ziemlich gesunden Selbstwertgefühls, eines sehr stabilen Selbstbildes und einer guten Portion Selbstliebe.
Im Jahr 2020 musste ich allerdings auch einen meiner größten Verluste wegstecken, den überraschenden Tod meines ältesten Freundes. Dieser kam für mich völlig überraschend gegen Ende des Sommers und am Anfang habe ich das gar nicht kapiert oder es wollte nicht in meinen Kopf, dass er nicht mehr da ist. Ich denke noch immer viel an ihn, unsere gemeinsamen Erlebnisse, unsere besondere Freundschaft und besuche ihn regelmäßig. Meine Fahrradtouren führen mich oft an seinem Grab vorbei, was die ersten paar Male unheimlich hart war und mich sehr getroffen hat. Ich bin ein Mensch, der leider nur sehr selten weinen kann, auch wenn es mir völlig schlecht geht und mir eigentlich nur noch zum Heulen zumute ist. Nach meinem ersten Besuch an seinem Grab, seit der Beerdigung, liefen mir auf der ganzen Heimfahrt die Tränen, was mir im Nachhinein sehr gutgetan hat, weil sich einiges löste und verarbeitet wurde.
Seitdem habe ich ihn noch einige Male besucht, um ihm kurz “Hallo” zu sagen, ihm zu erzählen wie es bei mir läuft und was ich mir für neue verrückte Ideen habe. Verstanden und nachvollziehen konnte er die meisten Dinge nie wirklich, welche ich so betrieben habe, vor allem wenn sie mit Sport und Anstrengung zu tun hatten. Allerdings interessiert und auch ein Stück fasziniert haben sie ihn immer und er hat sie verfolgt.