Von(m) T(t)räumen!

Samstag: (06.03.2021)

Eigentlich fahre ich nicht besonders gerne Auto, nicht selbst und als Beifahrer noch viel weniger. Allerdings mit dem Bus, quer durch die Eifel zu fahren, zaubert mir ein Dauerlächeln ins Gesicht. So auch gestern wieder, nachdem ich den Bus voll gepackt und ab in die Eifel gestartet bin!
Wirklich einladend waren die Temperaturen zum Camping und MTB fahren zwar nicht in der Eifel gemeldet, allerdings musste ich unbedingt mal raus und weg. Das Thema Tapetenwechsel hat mich die letzten Wochen eh schon sehr beschäftigt hat. Auch einen sehr konkreten Plan/Projekt dazu hatte ich, aus dem leider nichts geworden ist, aber dazu später.
Die ganze Woche Homeoffice und dazu der Corona-Lockdown, bringen mich doch irgendwann an den Punkt, wo ich ganz schön mit meiner Alltagsstruktur kämpfe und meine Tages-/Lebensmotivation auf eine harte Probe gestellt wird.
Deshalb war ich mich schon die ganze Woche heiß darauf in die Eifel zu entschwinden und die Vorfreude half mir sehr, durch meinen Alltag zu kommen, ein Ziel zu haben und dadurch stabil zu sein.
Außerdem stellte es eine gute Gelegenheit dar, so ein paar Passagen des Eifel Gravellers, welche mir noch nicht wirklich gefallen, ein paar Alternativen zu testen. Wobei es sich in den meisten Fällen einfach um zu viel Asphalt, auch die eine oder Sehenswürdigkeit habe ich in der Zwischenzeit noch entdeckt, welche noch in den Track einfließen soll. Im Grunde genommen ist das die Hauptintention des EG, möglichst viele Sehenswürdigkeiten der Eifel miteinander zu verbinden und dies auf einem Track, welcher durch die abwechslungsreiche und spektakuläre Natur der Eifel führt. Der Event ist eigentlich eher ein Nebenprodukt, im Vordergrund steht die Strecke. Deshalb kann sie sich auch jeder herunterladen, diese fahren und kombinieren wie er möchte.

Blick über den Rursee

Um zwei dieser Stellen, welche mir noch nicht wirklich gefallen und eigentlich schon seit Anfang an ein Dorn im Auge sind, wollte ich mich an diesem Wochenende kümmern.
Deshalb war mein heutiger Startpunkt in Nideggen, einem traumhaften, kleinen Städtchen, welches auf einer Bergkuppe über dem Rurtal gelegen und deshalb nicht ohne Anstrengung zu erreichen ist. Der Anstieg hoch aus dem Rurtal nach Nideggen, gehört wohl zu den steilsten beim EG. Allerdings entschädigt der tolle Marktplatz mit seinen Stadttoren und die mittelalterliche Burg völlig für diese Anstrengung.
Auch wenn ich mir den beschwerlichen Anstieg durch meinen Start in Nideggen gespart hatte, ging es mit allerlei Bike & Hike los. Um Nideggen herum gibt es einen Pfad, welcher durch beeindruckenden Felsen führt und tolle Blicke ins Rurtal gewährt. Unter anderem führt er durch das Hindenburgtor, einer wirklich spektakulären Felsformation.
Dieser Weg steht schon lange auf meiner Liste und ist eigentlich eher etwas zum Wandern. Da er sich aber gut mit der neuen Abfahrt runter nach Brück kombinieren ließ, welche neu in den Track des EG kommen soll, nahm ich das bisschen Schieben und Tragen gerne in Kauf.
Nachdem ich die Rur überquert hatte, ging es weiter Richtung Hürtgenwald, einem 140 km² großen Waldgebiet in der Eifel, welches ich in diesem Jahr unbedingt mehr erkunden möchte. Bereits meine Touren vor zwei Wochen mit Guido, führten mich in dieses Waldgebiet, in dem Ende des 2. Weltkriegs die “Schlacht im Hürtgenwald” stattfand. Sie zählt zu den schwersten Kämpfen der US-Armee in diesem Krieg und trägt deshalb auch den Namen „Verdun in der Eifel“. Sie gilt als größtes Desaster von amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg.

Felspassagen Trail bei Nideggen

Bevor ich mein eigentliches Ziel im Hürtgenwald ansteuerte, stand noch der Krawutscheturm, welcher auf dem 400 Meter hohen Burgberg liegt, auf meinem Programm. Dieser bietet bei guten Wetterbedingungen einen Ausblick bis zum Kölner Dom und der Hohen Acht. Mit dem Krawutscheturm konnte ich außerdem den nächsten Eifelturm von meiner Liste streichen.
Nach dem Turm ging es nochmal runter an die Rur, weil ich noch einen kleinen Umweg zum Stausee Obermaubach und dem Dreesbachtal eingebaut hatte. Wenn ich schon mal in der Gegend bin, kann ich auch alles mitnehmen, was geboten wird. Ist wie im richtigen Leben, da verläuft der Weg auch selten linear, sondern hatte viele Schlenker, Höhen und Tiefen eingebaut, welche es zu meistern gilt. Auch mit dem Auslassen tue ich mich im wirklichen Leben schwer. Wenn dann richtig, Sekt oder Selters, nach diesem Motto habe ich lange gelebt und es hat mir selten gutgetan. Mittlerweile hinterfrage ich viele Dinge, ob sie wirklich nötig sind oder in einem solchen Ausmaß. Wobei dieses Schwarz- Weißdenken wohl immer eine Herausforderung für mich bleiben wird.
Mein eigentliches Ziel an diesem Tag war die Wehebachtalsperre, eine der unzähligen Stauseen der Eifel. Darüber hinaus eine der ganz Wenigen, welcher ich noch keinen Besuch abgestattet hatte. Sie ist zwar nicht so groß wie der Rursee, allerdings trotzdem sehr beeindruckend und die drittgrößte in der Eifel. Die Staumauer hat eine Länge von über 400 Metern und eine Höhe 45 Metern.
Den Rückweg nach Nideggen, hatte ich noch mit allerhand Trails und netten Passagen für mein MTB angereichert, sodass es nie langweilig wurde und ich ständig mit der tollen Natur der Eifel belohnt wurde. Zurück an meinem Bus, war ich dann doch froh erst mal die Heizung anzustellen, es gab einen schönen heißen Milchkaffee und ein Stück Kuchen. War eine ganz tolle Runde durch die Eifel heute, bei der auch wieder viele schöne Fotos entstanden sind.

Wehebachtalsperrre

Das Wichtigste war allerdings, ich konnte meine Akkus mal wieder aufladen und meinen Kopf frei strampeln. Gerade in diesem war die letzten Wochen viel los, musste er doch wieder ein paar Lektionen verinnerlichen, welche ich eigentlich lange unter kapiert abgeheftet hatte. Es hat mir auch gezeigt, wie schnell das Eis dünn wird, auf dem ich mich bewege. Das alte Verhaltensweisen und Denkmuster ganz flott wieder Einzug in mein Leben halten können. Dass es schnell passiert, dass ich von dem Weg abkomme, den ich eigentlich gehen möchte und wo ich in meinem Leben hin will. Dabei gibt es keine falschen Wege, höchsten Schleifen und Umwege, welche einfach zum Leben dazugehören und die Ortskenntnis erhöhen. Wichtig ist es nur, sein Ziel im Auge zu behalten noch mehr ankommen, um immer dahin zu gelangen, wo man hin will. Zu dieser Thematik hatte ich mich in meinem letzten Blogbeitrag schon lang und breit ausgelassen.
Wie oben schon erwähnt habe ich mir die letzte Zeit viele Gedanken zum Thema Tapetenwechsel gemacht. Ich habe schon länger das Gefühl oder den Traum, mal längere Zeit etwas anders zu machen oder eine Zeit lang woanders zu leben. Einfach mal schauen, was es noch anderes auf der Welt gibt, was würde mir sonst noch Spaß machen und mich interessieren.
Die letzten Jahre habe ich viel erreicht, was meine Stabilität und mein Leben angeht, vieles hat sich klasse entwickelt und ist auf einem guten Weg. Allerdings habe ich auch bei einigen Dingen das Gefühl, auf der Stelle zu treten oder das Ende der Fahnenstange erreicht zu habe. Gerade was meine Schwierigkeiten und Defizite in den Bereichen Nähe und Distanz, Objektstabilität, Selbstwahrnehmung und vor allem meinem Autonomie Unabhängigkeitskonflikt angeht. All diese Dinge, über die ich hier oft schreibe und mit denen ich wohl immer meine Schwierigkeiten und Krisen haben werde. Vieles liegt einfach an meiner (facettenreichen) Persönlichkeit oder sagen wir mal so, meine Diagnosen habe ich nicht ohne Grund und gerade Krisen gehören da immer wieder mal dazu.

Krawutschketurm
Hubertushöhe

Aber gerade das Resultat aus meinen Krisen, der letzten ein bis zwei Jahre ist, dass ich den Wunsch habe mal einen Schritt weiterzukommen, b.z.w das Gefühl, alles mal auf eine andere Ebene zu heben. So pathetisch wie sich das jetzt anhört, soll das jetzt nicht klingen, auch nicht das ich unzufrieden mit meinem Leben bin oder es soll so esoterisches Gelabber sein. Es wird einfach irgendwie Zeit mal weiter voranzukommen, mich weiterzuentwickeln und noch mehr den Weg zu gehen, den ich leben möchte. Mehr aus der Lust heraus, neues zu entdecken, neue Dinge zu lernen und das in allen Bereichen. Dazu habe ich auch ein paar ganz konkrete Pläne und Projekte zu entwickelt.
Früher wusste ich immer nur was ich nicht will, so geht es wohl vielen Menschen. Leider ist das Leben kein Ausschlussverfahren, bei dem dann das übrig bleibt, was dann mein Weg ist und ich möchte. Außerdem waren meine Träume und Ziele viel zu unkonkret, schwammig und austauschbar. Zu sagen, ich will wild, frei und unabhängig leben, ist kein Plan oder was sich umsetzen lässt. Überhaupt Träume und Ziele zu haben, habe ich mich lange nicht getraut, sogar regelrecht Angst davor gehabt.
Mein ursprünglicher Plan (Traum) für diesen Winter waren ja eigentlich 8 Wochen Neuseeland, wo ich den Aotearoa Trail fahren wollte. Dieser ist eine 3000 km lange Bikepackingstrecke, über beide Inseln und ist eine von zwei Tracks, welche ich unbedingt in meinem Leben befahren möchte. Vor allem wäre ich dem Winter und der Kälte hier in Deutschland entkommen, was mir psychisch sehr gutgetan hätte.
Allerdings hat mir Corona dann einen Strich durch die Rechnung gemacht, dabei hatte ich schon alles klargemacht. Von meinem Arbeitgeber hatte ich das ok und auch familientechnisch stand meinem Traum nichts im Wege. Auch das Fahrerhandbuch und einen Reiseführer hatte ich mir schon besorgt und mich viel mit der ganzen Planung und Organisation beschäftigt.
Leider kam in diesem Jahr dann alles anders als gedacht und womit wohl niemand gerechnet hätte, die weltweite Coronapandemie, Meine Neuseelandpläne konnte ich dadurch erst einmal auf Eis legen und werde im nächsten Jahr schauen, ob es möglich ist.
Deshalb habe ich mir einfach einen anderen Traum erfüllt, denn von einem Bus träume ich eigentlich schon seit ich denken kann und jetzt hab ich mir einfach so ein Gefährt gekauft.
Klar, habe ich da schon viel darüber nachgedacht im Vorfeld, mich ein bisschen umgeschaut und informiert. Allerdings ging dann doch alles schneller als ich gedacht hätte, manchmal muss man einfach machen! Ihr wisst ja: “Mach ist wie wollen, nur krasser!”
Als ein weiteres Resultat habe ich auch festgestellt, dass ich mir die letzten Jahre ziemlich viele Träume erfüllt habe und sie durch meine diversen Projekte verwirklicht habe. Eigentlich hatte ich permanenten Tapetenwechsel und im Grunde genommen, muss ich diesen Weg einfach nur weiter gehen. Der erste Schritt ist dabei immer der Schwerste und von Zeit zu Zeit ist es auch mal gut, zurück zu blicken, um dadurch festzustellen, wie weit man schon gekommen ist.
Vor allem haben mir das Erfüllen von Träumen, erreichen von Zielen, das Umsetzen von Projekten oder wie immer ihr es nennen wollt, ganz viel Zuversicht und Hoffnung geschenkt. Vor allem maßgeblich dazu beigetragen, auch die schwierigen Zeiten zu überstehen und immer so ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Gerade der Eifel Graveller hat mich dazu verdammt stabil zu bleiben, es wäre völlig schlimm für mich, ich müsste diesen absagen, weil es mir nicht gut geht, ich wieder rückfällig geworden oder mich in irgendeiner Klinik befinden würde. Klar, es macht mir auch immensen Druck, vor allem, wenn es mit nicht gut geht. Allerdings lasse ich das unter positiven Druck laufen, bei dem der Zweck ein bisschen die Mittel heiligt.
Mal zurück zum Thema zu(m) Träumen, zu dem ich früher eine ganz andere Einstellung hatte, auch bei diesem Thema musste ich viel dazu lernen, einiges Einsehen und Überdenken, dass ahnt ihr wahrscheinlich schon. Träume entstehen aus Wünschen oder Sehnsüchten und werden am im besten Fall irgendwann zu einem konkreten Projekt. Denn es gibt keine Fee, die auftaucht, ihren Zauberstab schwingt und ein Traum geht in Erfüllung. An seinen Träumen muss man hart arbeiten, einen konkreten Plan entwickeln, diesen strukturiert abarbeiten und oft braucht es einen langen Atem.
Vor allem heißt es, sich seinen Zweifeln und Befürchtungen zu stellen, oft auch seinen größten Ängsten. Es gilt Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sich vielleicht auch gegen Widerstände oder das Unverständnis seiner Umgebung durchzusetzen, um seine Träume zu verwirklichen.
Es gilt auch seine Beweggründe für diesen Wunsch oder den Grund für diesen Traum zu hinterfragen. Was ist die Motivation für meinen Traum, dafür sollte man sich Zeit nehmen und vor allem sehr selbstkritisch sein!
Überhaupt gehört für mich Selbstreflexion zu einer der erstrebenswertesten Eigenschaften, die jeder Mensch entwickeln und daran arbeiten sollte. Dazu vielleicht mal alles aus der Außenperspektive betrachten, wie es ein Unbeteiligter tun würde, um damit Abstand zu bekommen und den Blickwinkel zu verändern. Oder nach seinen inneren Anteilen (inneren Familie) zu schauen, welches ebenfalls eine gute Technik zur Reflexion darstellt und worüber ich vielleicht auch mal etwas ausführlicher schreiben werde.
Wie oben schon erwähnt, bei vielen was das Thema Träume(en) angeht, hatte ich früher so einige Denk- und Annahmefehler, welche ich revidiert habe, nachdem ich mir vor allem über die Hintergründe klar geworden bin, warum es mir so schwergefallen ist träumen. Sicherlich, in so Tagträumen habe ich die ganze Zeit gelebt oder solchen Vorstellungen, dieses muss eintreten oder das wäre ideal, dann könnte ich diese und jenes erreichen oder hinkommen. Dies war aber kein wirkliches Träumen, sondern nur Gedankenspiralen, welche nie zu einem Ergebnis kommen können.
Um es vorweg zu nehmen, meine Verlust- & Existenzangst stand mir da oft im Weg und verhinderte das Träumen, diese mir einzugestehen oder gar zu verfolgen.

Burg Untermaubach
Blick von der Hubertushöhe auf den Rursee

Früher hielt ich Träume für Quatsch, für naiven unrealistischen Kram, der letzten Endes nur unzufrieden macht und ganz schnell auf Frustration hinausläuft. Nämlich dann, wenn Träume nicht in Erfüllung gehen oder einfach unerreichbar sind. Wobei man sich dann mal die Frage stellen sollte, warum suche ich mir unerreichbare oder unrealistische Träume aus? Dies habe ich früher viel getan, eigentlich nur, weil ich die Realität nicht sehen wollte, mit der hätte ich mich ja zuerst auseinandersetzen müssen, bevor ich Ziele und Träume entwickelen kann. Dadurch bestand auch nicht wirklich die Notwendigkeit, den Arsch hochzubekommen, weil doch sowieso nicht erreichbar. Es steckte wohl auch der unterbewusste Wunsch darin, des absichtlichen Scheiterns, um die Bestätigung zu bekommen, dass ich doch nichts auf die Kette bekomme, ich sowieso alles falsch mache, nichts hinbekomme und immer nur alles kaputt mache. Gegen diese Gedanken oder Glaubenssätze kämpfe ich heute noch oft an.
Träumen hat auch viel mit dem Zulassen von Gefühlen zu tun, zu bemerken wie es mir geht, was ich benötige und was würde mir guttun. Kann ich mir auch mal was gönnen, meine Bedürfnisse erkennen und diese zulassen oder mal einfach etwas genießen?
Da sind wir dann wieder ganz schnell bei den “Ich” Thema “, welche für mich folgende Elemente beinhalten. Das Selbstbewusstsein oder besser Selbstvertrauen, wer bin ich? Der Selbstwert, welcher definiert was bin ich mir und anderen Wert? Vor allem das Selbstbild, mit dem ich am meisten hadere, welches beinhaltet wie ich mich wahrnehme. Gerade dies ist ein schwieriges Thema für mich, weil meine Stimmungen sich oft krass und schnell ändern können, wodurch auch eine ungeheure Schwankung meines Selbstbildes oder meine Selbstwahrnehmung mit einhergeht.
Träumen hat genau wie Veränderung, viel mit einlassen und zulassen zu tun. Sich in neue Situationen begeben, offen für neue Ideen sein und vor allem sich der Gefahr des Scheiterns zu stellen und auszusetzen, denn Träume können auch ganz schnell platzen.
Dies ist in der letzten Woche leider auch geschehen, da ich mir für den Sommer etwas ganz tolles für mich überlegt hatte, was sogar verschieden Träume miteinander verbunden hätte. Aber was dies sein sollte, was das Platzen des Traums mit mir gemacht hat und was ich mir stattdessen überlegt habe, werde ich Morgen etwas zu schreiben.

Sonntag: (07.03.2021)

Die Nächte in der Eifel waren doch richtig knackig kalt, sodass sich am Morgen auf der Innenseite meiner Bus- und meines Dachfensters Eis gebildet hatte. Obwohl ich mir extra für alle Fenster Isolierabdeckungen gebastelt habe, welche ich für kalte Nächte noch vor die Fenster montieren kann. Auch meine Gaskartuschen waren so kalt, dass diese kaum funktionierten, um mir einen Kaffee zu kochen und für ein bisschen Wärme in meinem Bus zu sorgen. Diese aber mal kurz in lauwarmes Wasser stellen und schon funktionieren sie wieder einwandfrei, kleiner Bikepackertrick.
Auf meinem Stellplatz am Freitag hatten meine Nachbarn, im Bus neben mir, gar keine Heizung in ihrem Gefährt und da war es bestimmt arschkalt am Morgen drin. Die Zwei taten mir schon ein bisschen leid. Wobei im riesigen und dekadenten Wohnmobil mir gegenüber, gab es bestimmt eine Fußbodenheizung, hatte das Teil doch auch automatisch ausfahrbare Stützen, zur Niveauregulierung. In Indien würden meine Nachbarn und ich, der untersten Kaste angehören, b.z.w. dem untersten Kastenwagen!
Allerdings hatte ich meine Daumensocken dabei, welche ich von Guido geschenkt bekommen habe und für ihn das absolute Must-have für einen Bikepacker darstellt. Seine Prioritäten setzt halt jeder anders und wer benötigt bei Daunensocken schon eine Fußbodenheizung?
Hoffen wir einfach mal, das es für diesen Winter das letzte Wochenende mit Minusgraden in der Eifel war, am 20.03 fängt schließlich der Frühling an!

Altstadt Monschau

Auch heute stand die Verbesserung des Tracks vom Eifel Graveller auf dem Programm. Das Stück von Einruhr nach Monschau hatte für meinen Geschmack schon immer viel zu viel Asphalt beinhaltet, außerdem wurde im vergangenen Jahr fast der ganze Rurradweg geteert, wodurch er zum Graveln doch recht langweilig geworden war. Deshalb ging es heute auf der Rurwegalternative in Richtung Monschau und dann in einem großen Bogen durch den Nationalpark Eifel zurück.
So ganz habe ich es noch nicht geschafft, das komplette Asphaltstück herauszunehmen, da werde ich in der nächsten Wochen noch ein bisschen Arbeit bei Komoot haben. Allerdings war ich vor zwei Wochen schon mal in dieser Gegend unterwegs und da sind wir an einer tollen Wassermühle mit Hütte vorbeigekommen, die werde ich wohl noch einbauen.
Das Wetter war traumhaft heute, schon beim Start strahlender Sonnenschein, allerdings auch Minus 3 Grad und auf der Höhe ging doch ganz schön der Wind. An Kurz/Kurz, wie vor zwei Wochen war absolut nicht zu denken.

Rur bei Monschau

Heute war ich leider wieder alleine unterwegs. Gestern hatte ich ein Stück Begleitung von Norbert, den ich ebenfalls durch den Eifel Graveller kennengelernt habe. Nach einem gemeinsamen Frühstück sind wir gestern Richtung Hürtgenwald gestartet. Vom Hürtgenwald bin ich ja immer noch völlig begeistert! Eine unüberschaubare Anzahl an Waldwegen für alle Arten von Fahrrädern geeignet und wohl das größte zusammenhängende Waldgebiet in der Eifel. Es erinnert mich sehr an die Wälder rund um den Nürburgring in Richtung Ahr. Auch dort habe ich immer das Gefühl, ich kann stundenlang durch den Wald fahren und es gibt keinerlei Zivilisation um mich herum.
Schon kurz nach dem Start wurde unsere Fahrt allerdings jäh gestoppt, nachdem ich mir drei Dornen in den Reifen gefahren hatte. Auch ließ sich die Ventilschraube nicht lösen, sodass ich den Schlauch gar nicht ausbauen konnte. Aber das kann zwei so erfahrene Bikepacker nicht schrecken. Wir haben einfach nur den Schlauch aus der Felge genommen, die Löcher gesucht und drei Flicken aufgebracht. Dabei stellte ich auch noch fest, dass sich mal wieder ein Speichennippel verabschiedet hatte. Da sich diese Speiche nicht ausbauen ließ, wurde sie kurzerhand mit einem Pflaster an der Nachbarspeiche befestigt und nach einer halben Stunde konnten wir endlich unsere Fahrt fortsetzen.
Norbert betreibt in Wollseifen am Rursee den Jugendzeltplatz “Natur bewegt dich”, wo Jugendgruppen alle Arten von Outdoor Aktivitäten erleben und ausüben können. Unter anderem bietet er auch klettern an, was ich ja schon lange total spannend finde und unheimlich gerne mal ausprobieren würde. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, dass ich Norberts Angebot annehmen kann und mal zum Klettern mitkomme.
Auf seinem Jugendzeltplatz habe ich auch schon zweimal meinen Urlaub verbracht, vermietet Norbert dort auch ausgebaute Bauwagen, die ein tolles Tiny House Wohngefühl vermitteln.
Norbert ist außerdem begeisterter Fahrradfahren, Transcontinetal Finisher und auch sonst teilen wir so ein paar Themen. Er hat mir auch das Angebot gemacht, auf seinem Campingplatz einen Checkpoint beim Eifel Graveller einzurichten, da dieser etwa auf halber Strecke des Tracks liegt. Dort kann jeder Teilnehmer beim EG21 die sanitären Anlagen benutzen und wenn er möchte für eine Nacht sein Zelt aufschlagen. Ich hoffe Corona lässt dies zu und macht uns keinen Strich durch die Rechnung, da ich die Idee des Checkpoints absolut spitze finde und möchte mich jetzt schon mal ganz herzlich für dieses Angebot bedanken.

Der Tag heute in der Eifel war mal wieder ein Träumchen, es ist jedes Mal wieder faszinierend wie sehr mich so ein Tag groundet und mich ins Hier und Jetzt bringt. Wie gut es mir tut, mich in der Natur aufzuhalten und unterwegs zu sein. Gerade die letzten beiden Wochen waren gar nicht so einfach bei mir gewesen und dann ist in der letzten Woche, wie gestern schon erwähnt, ein Traum von mir geplatzt, in den ich auch schon einiges an Vorbereitung und Herzblut investiert hatte.
Da ich ja gerne mal ein paar Wochen woanders verbringen würde, auch gerne mal einer anderen Beschäftigung nachgehen würde und gerade die Arbeit mit Holz sehr spannend finde, hatte ich mich bei einer Firma als Praktikant beworben, welche Tiny Häuser produziert. Dies ist ja auch so ein Thema, was mir schon seit längerem immer mal wieder im Kopf herumspukt und ich mich mit beschäftige. Darüber hinaus befindet sich die Firma, wo ich dieses Praktikum gerne absolviert hätte, in der Nähe von Freiburg. Eine ganz tolle Gegend zum Fahrrad fahren, liegt die Stadt doch zwischen dem Schwarzwald und den Vogesen. Mit diesem Praktikum hätte ich vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen!
Aber leider können sie zurzeit kein Praktikum anbieten, einen Grund haben sie mir leider nicht genannt. Dabei hatte ich eigentlich gedacht, wenn jemand schreibt, er will vier Wochen umsonst arbeiten, rennt er offene Türen ein und zwei linke Hände habe ich auch absolut nicht. Vielleicht dachten die auch, was ist das für ein Spinner, der umsonst arbeiten will! Ich weiß es leider nicht.

An der Absage hatte ich doch ein bis zwei Tage ganz schön zu knabbern. Ablehnung ist etwas, womit ich nicht wirklich gut umgehen kann. Wobei, wer kann das schon oder erfährt diese gerne? Allerdings muss ich immer aufpassen, diese nicht auf meine komplette Person zu beziehen. Das ist ähnlich, wie wenn ich Kritik bekomme oder etwas falsch gemacht habe und dafür belehrt werde. Das kann ganz schnell meine gesamte Person/Identität stürzen, dann ist alles nichts mehr wert, was ich so mache oder jemals geleistet habe. Dann findet schnell die völlige Abwertung bei mir statt. Dann zu differenzieren, die Kritik oder die Ablehnung hat sich auf eine bestimmte Sache oder ein spezielles Verhalten von mir bezogen, ist dann unheimlich schwer für mich. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich es äußerst kompliziert finde, zu einer Person oder einer Sache ambivalente Gefühle zu haben. Das kann dann ganz schnell zu Situationen führen, wo ich viel kaputt mache, was ich mir vorher mühevoll aufgebaut habe. Gerade dann meiner Impulsivität nicht nachzugeben, ist unheimlich schwer. Wobei meine “beste” Strategie ist dann immer noch der Rückzug oder auf Neudeutsch Ghosting. Gerade wenn es um zwischenmenschliche Dinge geht, ist dies ist leider immer noch mein bevorzugter Abwehrmechanismus, um mit dieser riesen Welle an Emotionen und Gefühlen klarzukommen. Leider benötige ich dann immer unheimlich viel Zeit, um alles wieder in meinem Kopf zu sortieren und bis ich wieder Kontakt mit dieser Person zulassen kann. Das Schlimme ist, je länger ich für diesen Kontakt benötige, umso schwieriger wird es, wieder auf die Person zuzugehen. Dazu kommt noch, je mehr mir der Mensch bedeutet oder mir wichtig ist, umso schneller und heftiger läuft dieser Mechanismus ab.
Das Ganze hat viel mit einem Schwarz- Weißdenken zu tun und gerade was Menschen angeht, teile ich diese gerne in “Gut und Böse” ein. Dass dies kein gutes System darstellt und Menschen oder die Welt so nicht sind und funktionieren, weiß ich eigentlich auch. Aber es gibt einige Situationen, wo es mir unheimlich schwerfällt, dies dann noch zu wissen oder besser gesagt zu beherzigen, wenn mich irgendetwas getriggert hat oder bestimmte Schalter in mir auslöst wurden.
Mit der Absage für den Praktikumsplatz ging es mir ähnlich, hätte ich doch großen Spaß daran gehabt und wäre es bestimmt eine tolle Geschichte für mich geworden.
Vorerst habe das Projekt Tiny Haus Praktikum mal auf Eis gelegt, lecke ein bisschen meine Wunden und überdenke das Ganze nochmal. Bei Gelegenheit beschäftige ich mich wieder mit dem Thema und vielleicht ergibt sich ja dann etwas. Wobei ich jetzt genug Zeit (Urlaub) habe, mein anderes Projekt durchzuführen, an dem ich am Planen bin. Aber dazu möchte ich noch nichts weiter verraten, da gilt es auch noch ein paar Dinge zu klären und zu organisieren. Wird aber bestimmt eine coole Sache, b.z.w eine anstrengende Geschichte für mich werden.
Wünsche euch noch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche! Vor allem vergesst das Träumen nicht, lasst diese zu und arbeitet Stück für Stück an deren Umsetzung!

„Es ist das, was du daraus machst“

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