Mit soviel Startern*innen unterwegs zu sein, da muss man ständig schauen, wer von hinten kommt oder wen ich überholen möchte. Und dieses rechts, rechts, wenn jemand vorbeimöchte, da könnte ich gerade handgreiflich werden. Er will doch an mir vorbei, dann soll er sich doch einen Weg suchen, warum soll ich da die Ideallinie verlassen?
Na ja, anderes Event, andere Regeln! Ganz schlimm wird es dann immer, wenn zum Schluss die kürzeren Strecken alle auf einen Track zusammen geführt werden. Da sind dann oft ein paar wirkliche Strategen unterwegs und das Ganze erinnert mich doch sehr an den Moselradweg mit seinen E-Bike Touristen.
Aprpos E-Bike, die dürfen mittlerweile bei solchen Events auch an den Start gehen. Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, in meinem Augen haben die da absolut nichts zu suchen und das teilt fast jeder, der mit reiner Muskelkraft fährt. Da lobe ich mir doch Bikepacking- und Gravelevents, da sind E-Bikes in den Regeln verboten. Nur aus eigener Kraft steht da nämlich geschrieben!
Überhaupt mag ich dieses meditative Kurbeln bei den Langstrecken Events doch wesentlich lieber, wo ich eigentlich nur mit mir oder gegen mich selber fahre, je nachdem wie es läuft. Das Ganze möglichst achtsam, im Hier und Jetzt, wo es gilt ein ständiges Zwiegespräch mit sich selbst zu halten und sich zu motivieren. Wo ich mich nur mir selber stelle, meinen Zweifeln und Ängsten, diese überwinden und auf mich vertrauen muss. Bei einer solchen Fahrt lernt man sich selbst richtig gut kennen, auch viele Seiten der eigenen Person, die man gar nicht so toll findet.
Gerade bei einem Event, wo es gilt, mehre Tage hintereinander große Entfernungen zu überwinden und nur auf sich alleine gestellt zu sein, sind die Gefühle und Emotionen, welche durchlebt werden, unheimlich ambivalent und intensiv. Wahrscheinlich kann ich diese Art Event deshalb so gut fahren, weil diese Art seine Gefühle und Emotionen zu erleben, bei mir so ziemlich zum Alltag gehört. Außerdem sollte man auch die Fähigkeit mitbringen, sich richtig quälen zu können und auch immer weiter zu fahren, wenn es eigentlich nicht mehr geht.
Ich will jetzt nicht behaupten, eine Borderline Störung ist Voraussetzung, um diese Art von Event zu fahren. Allerdings wenn die Persönlichkeit ein bisschen in diese Richtung geht, das hilft schon ungemein. In dieser Szene tummelt sich schon viel an Therapie, psychischen Diagnosen und großen Lebenskrisen. Für viele ist es ein gesünderer Weg geworden, mit sich und ihrem Leben klarzukommen.
Das heißt jetzt auch nicht, das bei solchen Langstrecken Events nur “Psychos” am Start stehen, absolut nicht. Es sind aber schon Menschen, welche ihre Grenzen suchen, diese überschreiten und verschieben möchten.
Deshalb starte ich in drei Wochen wieder in meinem Medje, dann stehen nur 60 Bikepacker an der Startlinie und verteilen sich irgendwann auf ein paar hundert Kilometer. Da ist man dann froh, mal jemanden zu begegnen und ein wenig zu quatschen!
Bis dahin ist mein MTB hoffentlich auch wieder voll einsatzfähig, zwei neue Bremshebel habe ich gestern Abend direkt bestellt. Es würde halt einfach mal Zeit für ein neues MTB, habe ja lang kein Fahrrad mehr gekauft! Dabei würde sich ein schickes neues Modell in meinem Fahrradharem sehr gut machen und würde auch sehr meine Motivation heben. Ich bin ja mehr so Velogamist!
Na ja, schauen wir mal. Im Moment sind aufgrund von Corona und er hohen Nachfrage, sowieso keine Fahrräder lieferbar.
Den Rest vom Wochenende werde ich es mir hier an den Maaren mit meinem Bus gemütlich machen und die Seele baumeln lassen. Vor allem das tolle Wetter und die Freiheit genießen!