Dagegen stand der heutige Tag wettertechnisch im krassen Gegensatz zu gestern. Ähnlich wie meine schnell wechselnden Stimmungslagen und emotionalen Zustände, verhielt es sich an diesem Wochenende mit dem Wetter.
Heute war es bewölkt, nass und dunkel und überhaupt kein schönes Wetter um auf mein Fahrrad zu steigen. Aber wie auch sonst im Leben, heißt es sich zu überwinden, trotzdem weiter machen und raus gehen. So handhabe ich das auch mit dem Fahrradfahren, weiß ich doch genau, die Bewegung in der Natur, die Ruhe und Stille bringen mich runter, lassen den Alltag und meine Sorgen völlig in den Hintergrund treten und ich bewege mich im Hier & Jetzt. Und wenn ich ganz ehrlich bin, sind es gerade die Ausfahrten bei solchem Wetter, welche wesentlich intensiver sind, weil die Farben satter, der Geruch im Wald durch die Feuchtigkeit viel intensiver und die Freude wieder nach Hause zu kommen, eine heiße Dusche zu nehmen und es sich dann auf der Couch bequem machen, viel größer ist. Die Befriedigung, sich den Elementen gestellt und getrotzt zu haben, ist wesentlich höher und hält viel länger an.
Vor allem ist das Spüren viel intensiver bei solchen Bedingungen und darum geht es bei mir immer ganz viel, denn damit habe und hatte ich oft so meine Probleme. Vor allem meinen Körper zu spüren, diesen nicht nur durch die Körperschemastörung zu sehen und dadurch vor allem negativ wahrzunehmen. Meine körperlichen Grenzen zu spüren, damit ich mich abgrenzen kann und meinen (Sicherheits)Raum habe, damit nicht alles, an Eindrücken und Emotionen, so ungefiltert auf mich einstürzt. Mich zu spüren, dass ich lebendig bin, wenn mal wieder diese totale innere Leere in mir herrscht und sich alles anfühlt wie hinter einer Milchglasscheibe. Die einzige Möglichkeit diesen Zustand zu beenden, früher darin bestand, mich selbst zu verletzten und mir die Arme aufzuschneiden.
Bei diesen Bedingungen, geht es auch um Gegensätze und Abwechslung, alles mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und wahrzunehmen. Deshalb sind selbst meine Hausrunden immer wieder spannend und abwechslungsreich, wenn ich diese zu unterschiedlichen Jahreszeiten oder Wetterbedingungen in Angriff nehme und sie ganz unterschiedlich auf mich wirken.
Im Leben ist dies ähnlich, da können andere Bedingungen oder Gegensätze mal eine angenehme Abwechslung darstellen, den Horizont erweitern oder gar Lösungen bringen.
Wobei ich dies in Bezug auf Menschen recht schwierig finde, diese unterschiedlich wahrzunehmen und zu empfinden. Dabei ist es völlig normal, dass man mal lieb & nett ist, ein anderes mal kurz angebunden oder gestresst, niemand ist immer gleich oder linear, jeder hat seine Tagesformen oder wird von anderen Dingen beeinflusst. Ich selber bin da das beste Beispiel, fühle ich mich oft eher wie ein Gummiball, zwischen den Extremen am hüpfen ist.
Allerdings verschiedene Gefühle zu ein und demselben “Thema” zu haben, finde ich auch heute noch ziemlich schwierig. Vor allem wenn diese zur selben Zeit auftreten und womöglich noch ambivalent sind, kann es kompliziert werden.
Darüber hinaus bin ich ein recht emphatischer Mensch, welcher auch noch ziemlich sensibel ist, auch wenn das im Außen oft nicht so wirkt. Zwischentöne und Nuancen bekomme ich immer ziemlich gut mit und diese ganze Mischung ergibt dann öfter ein ziemlich kompliziertes und überfordertes Gefühlsleben in mir.
Was ich aber mittlerweile sehr genau weiß ist, das kein Gefühl ewig anhält und ich vor allem irgendwann wieder anders fühlen werde. Früher gab es nur das eine Gefühl in mir, ich war sozusagen das Gefühl. Da gab es auch nicht die Vorstellung, dass sich dies wieder ändern könnte und würde. Ging es mir schlecht, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es mir jeweils wieder gut gehen würde. Andersherum funktionierte dieser Mechanismus genauso, war ich oben auf, wusste ich gar nicht mehr, dass es mir auch schlecht gehen kann oder wie ich dorthin kommen könnte. Himmelhochjauchzend oder zu tode betrübt, es gab nur Schwarz oder Weiß, dazwischen eigentlich nichts!
Wobei ich mich beim schwarz, weiß Denken, auch heute noch oft erwische, wobei dies eigentlich gut ist oder ein Zeichen dafür, dass ich Achtsam war, Dinge richtig hinterfragt oder wahrgenommen habe. Wichtig ist es dann dieses Denken wieder zurück zu fahren und zu relativieren.
Schwierig wird es, wenn ich genau weiß oder sehe, dass tut mir nicht gut, ist der falsche Weg oder nicht angebracht und schaffe es nicht, anders damit umzugehen oder zu lösen. Da gibt es noch so ein, zwei Baustellen, wo ich echt weiter an mir arbeiten muss, dies hat mir gerade die letzte Zeit wieder gezeigt. Gerade bei zwischenmenschlichen Dingen und Gefühlen, vor allem wenn mir Menschen viel bedeuten, läuft noch ziemlich oft mein altes Programm und die dazugehörigen Verhaltensweisen ab. Auch bei solchen Themen wie Selbstwert, Selbstliebe und Selbstvertrauen klaffen noch ein paar Lücken!
Wenn eins gewiss ist, es wird spannend bleiben und die Themen, um darüber zu schreiben, werden mir wohl auch nicht so schnell ausgehen.
Wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend und einen guten Start in die neue Woche!