400x400

Der zweite Lockdown?!

Samstag: (14.11.2020)

Bedingt durch die Jahreszeit, das es mittlerweile schon immer recht früh dunkel wird und ich familiär bedingt, nur jedes zweite Wochenende Zeit zum Radfahren habe, fallen die Anzahl meiner Fahrradtouren deutlich geringer aus in der letzten Zeit.
Die Woche über habe ich mein Training auf die Rolle verlegt, da ohne körperliche Betätigung geht es nicht wirklich bei mir, da werden meine Körperwahrnehmungsstimmen in meinem Kopf schnell sehr laut. So sehr ich Fahrradfahren auch liebe, ein Teil Antrieb ist wohl immer noch meine “Essstörung”.
Diese Wochenende hatte ich auf jeden Fall frei, das Wetter war jetzt nicht so berauschend aber wenn die ersten Pedalumdrehungen gemacht sind, kommt der Spaß von ganz alleine. Den Winters nutze ich immer viel, um neue Tracks in Form von Tagestouren zu testen, welche ich dann ins Netz des EG einbauen kann. Deshalb ging es heute Richtung Ahr, eine Gegend, welche in der Karte des EG noch nicht sonderlich viel vertreten ist. Dabei gehört das Ahrtal wohl zu einer der schönsten Weinanbaugebiete in Deutschland und hat Highlights ohne Ende zu bieten.

6
3
5

Außerdem lagen auf meiner heutigen noch drei Eifeltürme, welche ich noch besucht hatte. Irgendwann will ich mal alle 28ig Türme aus meiner Liste abgeklappert und bestiegen haben.
Mittlerweile habe ich mich wieder ganz passabel berappelt von meiner recht heftigen Krise im Oktober, übrig geblieben ist noch ein leichter emotionaler Muskelkater. Meine Kreativität ist wieder ein Stück zurückgekehrt, ich entwickle ein paar neue Ideen oder treibe bestehende Projekte voran, vor allem die EG21 Ausgabe. Außerdem habe ich mir gestern einen Traum erfüllt, allerdings mehr wird noch nicht verraten aber ich habe ein neues Projekt!
Neben diesem emotionalen Muskelkater sind aber auch ein paar Erkenntnisse übrig geblieben, die ich nicht einfach ignorieren oder übergehen möchte und kann.
Fragen, welche mich während meiner Krise sehr beschäftigt haben war, wo stehe ich überhaupt, wie stabil bin ich wirklich? Bin ich bei den Themen Selbstliebe, Selbstfürsorge und Selbstwert soweit wie ich das dachte, lebe ich es aktiv? Auch mein Netzwerk in Krisensituationen an Hilfe und Ansprechpartnern war früher schon mal besser und die Maschen meines Auffangnetzes wesentlich enger, wie ich feststellen musste.
Denn diese Krise war anders, irgendwie weitreichender, tiefer, sie hat alles viel mehr erschüttert, wodurch mehr an allem gerüttelt, Dinge ins Rutschen und Wanken gebracht wurde. Dadurch ist einiges zum Vorschein gekommen, was verschüttet oder zum Teil auch ganz bewusst von mir in die unterste Schublade gesteckt wurde, weil andere Dinge dringender meiner Aufmerksamkeit bedürfen und einfach noch nicht an der Reihe waren. Deshalb war es wohl gut mal so eine Art Bestandsaufnahme durchzuführen, auf deren Grundlage ich mir Lösungen überlegen kann, wie mein Weg weitergehen soll, denn ich will noch viel mehr bei mir und meinem Leben ankommen und für mich erreichen.
Es scheint auch genau die richtige Zeit und der perfekte Raum dafür gekommen zu sein, durch den beginnenden Winter und den Corona Lockdown, welchen wir im Moment wieder haben.
Denn eigentlich begann alles wieder vor vier Jahren, nachdem ich eine völlig stabile Phase von acht Jahren hatte, ohne irgendwelche Rückfälle oder mich in Therapie zu befinden. Gerade was die Sache mit dem Essen anging, hatte ich eigentlich den Status des unbefangenen Normalessers erreicht. Dann rutschte ich erst wieder in die Magersucht, später in die Bulimie und selbst verletzendes Verhalten hinein. Gerade die Bulimie erreichte innerhalb kürzester Zeit, die selben Ausmaße, wie zu meinen schlimmsten Zeiten. Überhaupt ist es erschreckend, wie die Abwärtsspirale sich jedes mal schneller dreht, wenn es um Rückfälle und wieder zurück geht.
Es folgte ein weiterer wochenlanger Klinikaufenthalt, Nummer vier in meinem Leben, welcher ziemlich schwierig für mich war, sich auch sehr von meinem letzten Unterschied und den ich irgendwann auch abgebrochen habe. Die Gründe dafür waren vielfältig, allerdings muss ich zugeben, so richtig bereit war ich damals nicht für diese Therapie, weil ich dachte, du hast das beim letzten Mal so gut gepackt, dass wird wieder so eine Art Selbstläufer und ich würde das so halb durchmogeln wieder hinbekommen. Aber es würde diesen Bericht sprengen, wenn ich da minutiös darauf eingehen würde, was alles nicht so gut gelaufen ist, denn auch die Erkenntnis darüber, kam wesentlich später.

2
8
4

Nachdem ich dann fast ein dreiviertel Jahr krankgeschrieben war, versuchte ich wieder in meinem alten Job zurück zu kehren. Denn mein Beruf und die reine Tätigkeit fand und finde ich super und entspricht in vielen Punkten meinen Interessen und Begabungen. Allerdings war diese Rückkehr erfolglos, innerhalb eines halben Jahres stand wieder an genau denselben Punkt, ich verlor Gewicht, verletzte mich wieder selbst und meine Angst- & Panikattacken waren so schlimm wie nie zuvor. Es gab Tage, da konnte ich kaum mein Schlafzimmer verlassen und mein Haus verließ ich dieser völlig akuten Zeit für fast zwei Wochen nicht.
Zum Glück halfen mir eine sehr gute Freundin und mein Arzt dabei, innerhalb kürzester Zeit einen Klinikplatz zu bekommen, sie fuhr mich sogar hin, weil selbst zum Autofahren war ich nicht mehr in der Lage.
Da war ich mal wieder an einem ziemlichen Tiefpunkt in meinem Leben angekommen, wo gar nichts mehr ging. Die erste Zeit war sehr hart in der Klinik, denn ich musste überhaupt mal wieder zu mir kommen, ich war so in meiner Angst und Panik gefangen, dass ich kaum in der Lage war zu denken. Mich und meine Gefühle wahrzunehmen, überhaupt halbwegs die Welt mitzubekommen war kaum noch möglich, weil ich so panisch und zum Teil auch paranoid war. War die Angst mal nicht so stark, verfiel ich in die völlig Depression, Leere, Sinnlosigkeit und Abwertung. Es war eine wirklich schlimme Zeit!
Allerdings musste es irgendwann weiter gehen, es wurde Zeit mir einiges einzugestehen und vor allem anzufangen, Dinge zu verändern. Das hört sich jetzt so locker flockig an, war es aber nicht, es war ein langer und schwieriger Prozess und bin ich heute noch froh über die ganze Unterstützung der Therapeuten und dem Klinikpersonal so was von dankbar.
Mir einzugestehen, dass ich meinen Job einfach nicht mehr schaffe, weil er mich mittlerweile völlig überfordert, ich ständig über meine Grenzen gehen muss, um diesen zu bewältigen, war eine harte Erkenntnis. Aber solche Dinge wie Bereitschaft, Wochenenddienste, Nachtschichten und diese durch den Job oft bedingte mangelnde Struktur, gingen einfach nicht mehr für mich und hatten mich innerhalb von zwei Jahren, zweimal wieder in eine psychosomatische Klinik gebracht.
Also fing ich an, mir nach 20 Jahren in meinem Beruf einen neuen Arbeitsplatz bei meinem Unternehmen zu suchen. Und auch hier bin ich wieder sehr dankbar, mein Arbeitgeber ließ mich nicht fallen, sondern ich bekam auch da viel Hilfe und Unterstützung und fand eine neue Arbeitsstelle, welche ich dann drei Monate später antrat.
Klar, der Anfang war alles andere wie leicht, ein neuer Chef, der mich überhaupt nicht kannte, jede Menge neuer Arbeitskollegen, im Büro arbeiten und nicht mehr draußen, neue Abläufe und Strukturen. Mittlerweile arbeite ich dort schon fast zwei Jahre, fühle mich sehr wohl, die Arbeit macht mir Spaß, war keinen Tag krank und kann mir absolut nicht vorstellen, wieder in meinen alten Job zurück zu kehren.
Auch sonst hat sich seitdem viel verändert in meinem Leben, ich habe den Eifel Graveller ins Leben gerufen, habe eine große Internetseite aufgebaut, ohne vorher je eine Seite gestaltet zu haben bin einen eigenen Blog am schreiben auf dem ich sehr ehrlich über mich und mein Leben berichte, bin viel unterwegs und unternehme ganz viele tolle Dinge. Gerade durch das Bikepacken und meinen Event habe ich so viele interessante und tolle Menschen kennengelernt, es ist total verrückt was sich aus dieser Idee entwickelt hat.
Denn auch das ist typisch in einer Krise, die Erfolge und das Erreichte sieht man nicht und nimmt es gar nicht mehr wahr. Im Gegenteil, man geht völlig hart mit sich ins Gericht, verurteilt sich dafür, dass es einem wieder schlecht geht, es kommt einem so vor, als drehe man sich nur im Kreis und ständig grüßt das Murmeltier. Im schlimmsten Fall macht man dann wieder alles kaputt, was man sich zuvor mühevoll aufgebaut hat.
Auch hier benötigte ich wohl erst den Denkanstoß einer Freundin, die mir sagte: “Ich glaube du bist schon ein gutes Stück angekommen, du siehst es nur im Moment nicht so gut”.
Und da hatte sie recht, denn auch mal das Geleistete sehen und anerkennen, den Weg, der hinter einem liegt und vor allem auch mal ein bisschen stolz darauf und auf sich sein, dies sollten wir öfter tun.
Genauso oft habe ich den Eindruck, wenn es mir nicht besonders gut geht, dass irgendwie nur die destruktiven und ungesunden Symptome weg therapiert wurden, mir es aber noch oft genauso scheiße geht wie früher, nur das solche Dinge wie Fressen & Kotzen, sich den Arm aufschneiden, tabu sind und nicht mehr wirklich funktionieren, weil ich mir genau über die Folge bewusst bin und wo es hinführt. Wahrscheinlich gehe ich auch hiermit zu hart mit mir ins Gericht, wende ich doch ganz viele alternative Strategien an, um möglichst erst gar nicht in so einen emotionalen Druck zu geraten oder wenn es wirklich passiert, wende ich andere Dinge an, sogenannte Skills oder bilde Skillketten. Über dieses Thema, wie man sich emotional runterregulieren kann, werde ich auch mal etwas schreiben, weil diese Techniken oder übersetzt Kompetenzen, kann jeder einsetzen und wendet sie wahrscheinlich unterbewusst auch oft an.
So schlecht wie ich während der Krise dachte, bekomme ich mein Leben und selbst Krisen gar nicht auf die Reihe, trotzdem ist es wichtig sich ab und zu mal mit dieser Frage zu beschäftigen, wobei der Augenmerk dann doch mehr auf den Verbesserungen liegen sollte und was ich noch weiter erreichen will. Denn bei ein paar Dingen ist noch Luft nach oben!
Beim Essen bin ich noch immer recht eindimensional, was die Wahl und Menge der Lebensmittel angeht, auch von meinem geplanten Essen und den Zeiten abweichen, macht mich schnell nervös. Einkaufen ist so ein Kapitel für sich, über das ich hier auch schon mal geschrieben habe.
Auch nicht so “isoliert” leben und oft so zurückgezogen, was persönliche Kontakte und damit Nähe angeht, werde ich dran arbeiten müssen. Sich ein bisschen mehr im Real Life begegnen und nicht auf irgendwelchen Plattformen, wobei dies zur Zeit bedingt durch Corona, eigentlich die beste Form der Kommunikation darstellt.
Vielleicht auch nochmal eine Beziehung eingehen und führen, ein Wunsch, welcher sich in letzter Zeit öfter in meinem Kopf einschleicht, den ich die letzten Jahre in die unterste Schublade verbannt hatte und erst gar nicht zugelassen habe, weil ich einfach nicht stabil genug und fähig dazu war.
Für heute reicht das mal an Gedanken von meiner Seite, wobei ich heute eigentlich vor hatte über ein ganz anderes Thema zu schreiben aber dies ein anderes Mal!

7
12
11
1-2

Sonntag: (01.11.2020)

Nachdem ich gestern der Ahr einen Besuch abgestattet hatte, stand heute wieder bekanntes Terrain auf meiner Tour an. Zur Zeit bin ich den Track für die EG21 Ausgabe am zusammenstellen und meiner absoluten Lieblingsstrecken, beim Netz des Eifel Gravellers, ist die Strohner Erweiterung und deshalb muss dieses Stück unbedingt Teil der EG 21 Ausgabe werden. Diesen Track musste ich allerdings drehen, damit ich es in den Track vom EG einfügen konnte, deshalb bin ich es zur Sicherheit lieber nochmal abgefahren, um zu schauen ob es funktioniert und ich es richtig eingebaut habe.
Auch sonst sind die Planungen und Vorbereitungen für den Eifel Graveller 2021 so gut wie abgeschlossen, Corona macht dieses leider schon wieder wesentlich komplizierter, b.z.w. keiner kann sagen wie die Situation im Sommer aussieht, ob eine Durchführung überhaupt möglich ist oder unter welchen Bedingungen. Ich versuche so es geht für alle Fälle zu planen und ansonsten lasse ich mich überraschen. Ihr wisst ja :”Es ist das, was du daraus machst!”

2-3
2-1
2-4

Eigentlich sollte der erneute Corona Lockdown gestern schon mein Thema werden, wobei ich zum ersten Lockdown im Frühjahr schon einiges in meinem Blog und auch in der LifeCycle Magazin Nr.11 geschrieben hatte, für diese tolle Zeitschrift möchte ich an dieser Stelle nochmal Werbung machen.
Es scheint wir haben aus dem ersten Lockdown nicht viel gelernt und das nicht nur bei den Corona- und Verhaltensregeln, sondern für mich viel schlimmer, was gesellschaftliche und Umweltthemen anbelangt! Es ging in meinen Augen genauso weiter wie vorher, Hauptsache der Konsum und die Wirtschaft wird um jeden Preis wieder angekurbelt. Ohne Rücksicht auf die Menschen und die Umwelt, das Ganze bekommen wir dann noch so verkauft, es geschieht nur zu unserem Besten, zur Sicherung unserer Arbeitsplätze und unseres Lebensstandards. In Wirklichkeit bekommen die großen Konzerne, allen voran die Autoindustrie, das Geld wieder vorne und hinten reingeschoben, die Schere von Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Für die systemrelevanten Bereiche, allen voran die Pflegeberufe und die Beschäftigten im Einzelhandel haben wir ja geklatscht, das muss jetzt, wo es ja wieder um die wichtigen Dinge geht, reichen.
Ich muss zugeben, meine Betrachtungsweise ist ein bisschen platt und polemisch aber ein bisschen verschaukelt komme ich mir schon vor, vor allem weil der “kleine Mann/Frau”, dies alles mit seinen Steuergeldern bezahlen darf, von den Millionen Gewinnen, den Dividendenzahlungen und Bonis ist da keine Rede mehr, welche die letzten Jahre erwirtschaftet und geflossen sind oder davon, das viele große Unternehmen in diesem Land keinen Cent Steuern bezahlen, weil sie in anderen Ländern gemeldet sind oder sonst irgendwelche Steuertricks anwenden.
Dabei hätte es bestimmt auch andere Lösungsansätze oder wenigsten mal einen Versuch geben können, mit den Folgen von Corona für die Wirtschaft anders umzugehen, darüber hatte ich auch schon ein paar Worte in einem früheren Blogbeitrag geschrieben.
Was mich am meisten bei diesen ganzen Themen beschäftigt und vor allem Angst macht, ist das die Gesellschaft immer mehr gespalten wird und das Abdriften, vor allem der Mitte der Gesellschaft, in die eine oder andere Ecke der politischen Landschaft zu beobachten ist.
Da darf man sich über solche Bewegungen wie “Querdenken” oder die Demonstration in Leipzig am 07.11.2020 nicht wundern. Wobei ich ganz klar sagen möchte, dass ich es völlig ablehne und verurteile was dort geschehen ist oder für eine Ideologie vertreten wurde. Vor allem hat sich dort jede Art von Gesinnung und Weltbild versammelt, dort haben Neonazi Schläger den Weg für Arbeitnehmer, Studierende, Unternehmer, Umweltschützer und viele andere frei gemacht. Dabei wurden Nazisymbole verwendet, vergleiche mit der NS Zeit angestellt, die friedliche Revolution der ehemaligen DDR herangezogen und so weiter. Ein völlig wahnwitziger, verdrehter Mix aus Geschichte und Verschwörungstheorien. Dort waren nicht irgendwelche Randgruppen oder Spinner am demonstrieren, sondern ganz normale Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, mit Bildung, sozialem Status und einem ganz normalen Leben.
Das macht mir wirklich Angst, löst Fassungslosigkeit und Schaudern in mir aus, wenn ich in diesem Zusammenhang an die Zukunft denke!
Wenn ich mir dann noch Amerika anschaue, was für eine Farce sich dort bei der Wahl abgespielt hat, wo sowieso nur der Einäugige gegen den Blinden angetreten ist und es nur nur die Möglichkeit gab, dass kleinere Übel zu wählen, wird mir noch flauer im Magen. Bei den USA handelt es um eine der größten Weltmächte, mit dem größten Militärapparat auf der Welt. Dieses Land ist dermaßen gespalten, in vielen Themen völlig radikalisiert, was Gesundheitssystem, Arbeitsmarkt, Chancengleichheit und so weiter angeht, liegt es völlig am Boden. So oder so ähnlich sieht es in vielen Ländern auf der Erde (Brasilien, Polen …) aus, Corona wirkt bei dem Ganzen wie ein Beschleuniger und ein Ende ist noch nicht in Sicht!

1-1
1-3


Aber auf diese ganzen Themen, im Bezug auf die Corona Krise, wollte ich gar nicht hinaus, weil eigentlich wollte ich etwas über die Konsequenzen für psychisch erkrankte Menschen schreiben, einem Thema mit dem ich mich die letzte Zeit ein bisschen beschäftigt habe. Speziell zum Thema Corona und die Auswirkungen auf Essstörungen, gab es einen sehr interessanten Podcast (https://www.spektrum.de/…/was-essstoerungen-und…)
Bei allen psychischen Krankheiten sind die Zahlen rasant angestiegen, vor allem was Ängste, Zwänge und Depressionen betrifft, auch die Rückfallquoten bei Suchterkrankungen haben sich wesentlich verschlechtert.

Das liegt an der zunehmenden Isolation in der wir leben, weil Kontakte und viele Freizeitaktivitäten massiv eingeschränkt oder geschlossen wurden. Viele Menschen haben Sorgen um ihre Existenz und den Arbeitsplatz. Auch sich mit dem Virus zu infizieren oder das dies geliebten Menschen geschieht, trägt sehr zum Unbehagen bei, welches wir zur Zeit empfinden. Wohl besonders schlimm, gerade für Menschen mit einer psychischen Erkrankung, ist der Wegfall von Struktur und Ritualen. Durch das Arbeiten im Homeoffice oder gar durch den Verlust des Arbeitsplatzes hat sich der tägliche Ablauf des Lebens völlig verändert. Gerade für Menschen, welche Struktur und Sicherheit benötigen, ist dies schwer zu kompensieren.
Darüber hinaus kommt in diesem Zusammenhang auch noch das Problem auf, dass es durch Corona und die Beschränkungen noch schwieriger geworden ist einen Therapieplatz zu finden oder einen Termin bei seinem Therapeuten wahr zu nehmen. Schon vor Corona gab es viel zu wenig ambulante Therapeuten und die Wartezeiten für einen Klinikplatz waren schon damals sehr lang, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Dieses ist jetzt nochmal exorbitant gestiegen, bis zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden. Auch das viele Therapeuten und Kliniken jetzt ihre Dienste Online anbieten, ist ein guter Schritt, ersetzt keinen persönlichen Kontakt. Wer sich ein bisschen bei Google umschaut, wird auch viele telefonische Anlaufstellen finden, sogar oft spezifisch für eine bestimmte Erkrankung. Auch diese Angebote lassen sich zur Zeit gut nutzen.
Deshalb einfach mal wieder öfter telefonieren mit seinen Freunden und Angehörigen oder skypen, so dass man den anderen auch sehen kann. Vielleicht auch mal ganz altmodisch einen Brief schreiben oder ein kleines Geschenk per Post schicken, als Zeichen dass man an den anderen denkt.
Ich schreibe sehr gerne mit anderen Menschen oder mir hilft es schon sehr, zu sehen, wenn der andere Online ist. Wer kann sich noch an das Chatprogramm ICQ erinnern, welches mal total in war, dort hatte ich damals, zu Zeiten wo es mir völlig schlecht ging, mit meinen Freunden ausgemacht, dass sie einfach online sind. Wenn der grüne Punkt hinter ihrem Namen leuchtete, fühlte ich mich schon viel weniger alleine und verloren. Alleine schon der Gedanke zu wissen, ich kann die Menschen, welche mir wichtig, jederzeit anschreiben, war schon eine unheimlich Hilfe für mich. Gerade mit dem mich alleine fühlen, nicht wahrgenommen und gesehen werden, sind ganz zentrale Themen bei mir, wo ich meine größten Probleme mit habe. Dahinter steckt wohl viel der Wunsch geliebt und beachtet zu werden.
Der Mangel an Kontakten führt zu psychischen Belastungen, wir neigen dann viel mehr zum Grübeln und Nachdenken. Deshalb ist Beschäftigung wichtig, seinen Hobbys nachgehen oder ein neues ausprobieren. Lesen hilft mir immer sehr, meine Gedankenspiralen zu unterbrechen und meinen Kopf mit etwas anderem zu beschäftigen.
Gerade Sport hilft sehr gut gegen depressive Verstimmungen, dieser kurbelt so gut wie alles an guten Botenstoffen in unserem Körper an und es ist darüber hinaus auch körperlich sehr gesund! Überhaupt raus in die Natur zu gehen, sich dort aufzuhalten und zu bewegen, bewirkt wahre Wunder und ist zur Zeit auch machbar.
Wie ihr seht gibt viele Möglichkeiten dem Lockdown und der Isolation zu begegnen und zu entrinnen. Einfach ein bisschen Kreativ werden und so werden wir, hoffentlich gut, durch diesen zweiten Lockdown kommen. Ansonsten bleibt die Hoffnung auf einen Impfstoff, was zur Zeit gar nicht so schlecht aussieht, dass dieser in absehbarer Zeit verfügbar ist.

2-2
1-4
1-5
1
2-5

„Es ist das, was du daraus machst“

2 Comments

  • Wolfgang

    Hallo Holger,
    es ist schon eine Menge, mit der du dich hier beschäftigst. Und ich finde es bewunderswert, was du alles leistest. Allein schon den Job zu wechseln, auch wenn die Firma die selbe bleibt, würde meine Belastbarkeit momentan sicher übersteigen. Noch baue ich darauf, mein Job auf 30 Stunden die Woche reduzieren zu können. Das wird sich im ersten Drittel des nächsten Jahres entscheiden. Wenn das nicht klappt, werde ich wohl auf kurz über lang im vorzeitigen Ruhestand landen. Aber darüber mache ich mir erst ein Kopf, wenn es soweit ist.
    Auch ein Blog erstellen, eine Webseite zu füttern, traue ich mir momentan nicht zu bzw. schaffe es einfach nicht, obwohl ich da was im Kopf habe und das Ziel auch erreichen will. Auch in Kur will ich nächstes Jahr, natürlich auch mit dem Bike, darauf kann ich nicht mehr verzichten. Auch wenn ich momentan nur sehr wenig dazu komme und mir Regen und Matsch oft ein strich durch die Rechnung machen. Ich weiß, es gibt ein schlechtes Wetter, es gibt nur ….
    Aber dir brauche ich nichts zu sagen, wie leicht man eine Ausrede findet. Ich will auch unbedingt wieder aufs Bike, weil es mir fehlt und ich muss einfach mal ein „großes Ding“ machen. Einmal eine Tour über mehrere Tage. So was habe ich noch nie gemacht und einmal ist immer das erste mal. Mich reizt das von Jahr zu Jahr mehr.

    Halte die Ohren steif und Melde dich, wenn du jemand brauchst
    Freundlichst Wolfgang

    • Holger Loosen

      Danke für deine Worte!
      Für vieles habe ich allerdings Jahre benötigt, um dorthin zu kommen. Es ist ganz wichtig, geduldig mit sich selber zu sein, sich Zeit zu lassen und sich auch mal zu vergeben.
      „Heilung“ ist ein langer Prozess von kleinen Schritten und Erkenntnissen, es gibt nicht die eine entscheidende Szene, sowas gibt es nur in Filmen oder Büchern, im richtigen Leben ist es ein langer Weg!

      LG
      Holger

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert