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Meine „innere & äußere Welt!“

Samstag: (28.11.2020)

“Puh”, dachte ich heute Morgen als ich aus der Haustür trat, um meinen Bus zu holen, “das wird ein kalter Tag in Eifel heute!” Es half aber alles nichts, schließlich war ich mit meinem Freund Andreas verabredet, der endlich mal wieder Zeit hatte mit mir Fahrrad zu fahren, weil er wegen der Coronaauflagen sein Hotel schließen musste.
Allerdings schon auf dem Weg von der Mosel hoch in die Eifel, nachdem wir die Nebeldecke durchstoßen hatten, empfing uns der tollste Sonnenschein und strahlend blauer Himmel. Sofort fing mein Herz an zu hüpfen und ich war doppelt heiß aufs MTB fahren, hatte ich uns doch eine sehr schöne Tour zusammengestellt.
Schon seit einem halben Jahr will ich zum Arensberg, nachdem ich im Internet Fotos gesehen hatte, dass es dort möglich ist, durch einen Stollen, in einen Vulkankrater hineinzufahren. Dieses Eifelhighlight habe ich auch schon in den Track des Eifel Gravellers integriert, allerdings noch nicht gescoutet und vor allem noch nicht live gesehen.
Außerdem standen noch zwei Quellen auf dem Programm, welche in der Eifel Drees genannt werden. Ansonsten streiften wir noch jede Menge Highlights vom Eifel Graveller, wobei diese heute nur aus der Ferne zu sehen waren, weil ich schon so oft dort war. Aber solltest ihr euch mal auf den Track des Eifel Gravellers begeben, könnt ihr die Burg Kerben, den Dreimühlen Wasserfall, den Nürburgring und was sonst noch alles auf dem Weg liegt, aus nächster Nähe bewundern.
Einziger Wermutstropfen heute war, dass es zur Zeit wegen Corona verboten ist, sich in eine Bäckerei zu setzen, um sich ein schönes Stück Kuchen und einen leckeren Kaffee zu gönnen. Allerdings entschädigte das Wetter heute für alles, einen so traumhaften Wintertag gibt es nicht so oft in der Eifel und es war wie ein Tag Urlaub.
Sich auf den Weg machen, auch wenn am Anfang Zweifel bestehen und sich dann trotzdem einzulassen, wird sehr oft belohnt, es kommen die schönsten Dinge dabei heraus und geben eine unheimliche Zufriedenheit. Sehr oft bringt es, mich selber zu Überwinden oder nennen wie es den inneren Schweinehund, mich wieder in Einklang mit mir selbst, vor allem wenn meine “Innere und “äußere Welt” nicht harmonieren und zu einander passen. Gerade auf mein “Innen” und mein “Außen” aufzupassen, ist immens wichtig für mich.

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Damit das nicht so abstrakt und esoterisch klingt, hier mal ein Beispiel:
Vor ein paar Wochen habe ich mich mit einer Freundin getroffen, die ich aus ganz früheren Zeiten kenne, ausgerechnet bei der Beerdigung eines Freundes haben wir uns nach Jahren mal wieder gesehen und danach ein paar Mal geschrieben. Zufällig war ich vor ein paar Wochen beruflich in der Stadt in der sie wohnt und es ergab sich die Möglichkeit das wir uns mal treffen.
An diesem Abend haben wir viel über unseren gemeinsamen verstorbenen Freund geredet, was er uns bedeutet, über gemeinsame Erlebnisse und Anekdoten aus früheren Zeiten. Was kam da ein bunter Strauß an Erinnerungen und Geschichten wieder zum Vorschein, die mich sehr aufgewühlt und noch lange beschäftigt haben, mir aber geholfen haben ein bisschen mit dem Tod meines Freundes abzuschließen und aus der Trauer heraus zu kommen.
Jeder von uns hat auch lange von sich selber erzählt, wie sein Leben heutzutage aussieht, welchen Weg er eingeschlagen hat, was alles so in seinem Leben passiert ist und wie es die letzten 15 Jahre verlaufen ist.
Am interessantesten an solchen Gesprächen finde ich allerdings, wenn der Gegenüber erzählt, wie er mich früher empfunden oder gesehen hat und wie sehr dies von meiner Erinnerungen und Wahrnehmung abweicht.
Schon zu dieser Zeit ging es mir sehr oft alles andere als gut, damals schon hatte ich mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen. Nähe und Distanz waren ein ewiger Kampf, zwischen ich hasse dich und verlasse mich nicht. Zu wissen wer ich bin, was ich will oder wohin, ein ständig wechselndes Auf und Ab.
Deshalb finde ich es unheimlich spannend und ist auch wichtig für mich, wenn mir Menschen von früher begegnen, ich sie fragen kann, wie sie mich früher gesehen und empfunden haben. Der Tenor der Aussagen ist dann meist immer ziemlich gleich, sehr ambivalent in deinen Stimmungen, meist extrem in allem was du gemacht hast und nie so wirklich vorhersehbar oder greifbar. Ein ehemaliger Freund von mir brachte es mal gut auf den Punkt, nachdem wir länger über meine Diagnosen geredet hatten: “Jetzt bekommt das Ganze mal eine gewisse Logik, wie du früher warst.”
Dabei muss ich ehrlich gestehen, gehe ich solchen Begegnungen auch oft aus dem Weg, vor allem wenn diese in einer Gruppe stattfinden, wie zum Beispiel bei einem Klassentreffen. Auf ein solches gehe ich generell nicht, es würde mich völlig überfordern, die vielen Geschichten und verschiedenen Lebensläufe zu hören und dies damit zu verbinden, was ich noch von der Person weiß.
Im letzten Jahr bin ich dann doch mal auf eine Art Klassentreffen gegangen, wobei es sich da auch um eine Beerdigung gehandelt hat. Sieht auf den ersten Blick komisch aus, dass ich anscheinend Menschen von früher immer nur auf Beerdigungen treffe, passt aber irgendwie gut in meine Logik. Wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass ich auf die 50ig zugehe und sich Beerdigungen in Zukunft immer mehr häufen werden.
Eine Beerdigung bietet einen Grund, einen Anlass um sich zu treffen. Dies geht mir bei privat Verabredungen ähnlich, einfach nur jemanden treffen oder zusammen sein, ohne Anlass oder Grund finde ich schwierig. Es ist für mich wesentlich einfacher, ich verabrede mich zum Fahrradfahren, weil jemand Hilfe benötigt oder wir etwas erledigen wollen.
Dann hat das Ganze so eine Art Berechtigung und eine Basis für mich, etwas an dem ich mich festhalten und entlang hangeln kann. Einfach nur so treffen, ohne Grund ist kompliziert, da habe ich oft Angst, das es vielleicht kein Thema mehr zum Reden gibt, ich mache mir Gedanken was wir die ganze Zeit machen sollen und auch die Nähe der anderen Person wird mir viel schneller too much, wie wenn es eine Aufgabe zu erledigen gilt. Oft quatsche ich dann aus Unsicherheit viel zu viel, bin überdreht und zu laut. Zumindest empfinde ich mich in dieser Situation dann so. Was mein Gegenüber dann denkt, keine Ahnung oder ihm das überhaupt auffällt. Wahrscheinlich denkt er sich gar nicht viel dabei, es fällt ihm vielleicht gar nicht mal auf oder er kennt mich halt so?
“Innere” und “äußere Welt” halt, aber den Bogen dahin schlage ich später.

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Eine andere Sache, warum ich wohl nicht gerne Menschen von früher treffe ist, dass ich fast immer denke, die andere Person will dich ja sowieso nicht mehr sehen oder mag dich ja doch nicht mehr. Wenn dem nicht so wäre, hätte sie sich ja zwischendurch mal gemeldet oder ihr hättet erst gar nicht den Kontakt verloren. Dieses Denken ist ziemlich hinderlich und entbehrt oft jeglicher Grundlage, steckt aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund, sehr tief in mir drin. Dabei ist diese Befürchtung von mir oft absoluter Quatsch, oft freuen sich die Menschen sogar, wenn man sich nochmal zufällig über die Füße läuft.
Mit Menschen regelmäßig Kontakt zu haben, zu merken dass sie immer noch da sind und wir eine Basis haben, ist unheimlich wichtig für mich. Ansonsten verliere ich völlig schnell die Verbindung, das Vertrauen und den Halt in diese Person. Mangelnde Objektkonstanz nennt man das.
Dabei ist es dann absolut nicht so, dass ich die Person nicht mehr mag oder sie mir nichts bedeutet, ganz im Gegenteil, ich vermisse diese sogar sehr oft und denke viel an sie. Aber durch die zeitliche Distanz bekomme ich ganz schnell das Gefühl, Zuviel gewesen zu sein, etwas falsch gemacht zu haben und dass sich die Person deshalb von mir distanziert hat.
Dabei ist das in 98% der Fälle nicht der Fall und entspringt nur meinem komischen automatisierten Gedanken. Oft sind Menschen einfach nur mit anderen Dingen beschäftigt, haben keine Zeit, sind familiär und beruflich sehr eingespannt oder weiß der Geier was.
Mir geht das ja andersherum genauso, wie oft bin ich beschäftigt, habe Stress oder drehe mich in meiner Welt und denke: “Du könntest dich auch ja nochmal melden!” und ehe ich mich versehe, ist wieder eine Woche oder ein Monat rum. Dabei tut mir gerade was Freundschaften angeht, eine gewisse Regelmäßigkeit und Struktur sehr gut. Dies trifft allerdings auf so ziemlich jeden Lebensbereich bei mir zu, Struktur, feste Abläufe, Ordnung und Rituale, sind super für meinen Kopf, mein innere Chaos und geben mir Halt und Sicherheit, um es nicht Kontrolle zu nennen.
In diesen Zusammenhang passt auch gut der Einklang von meiner “inneren” und “äußeren Welt” und ich komme mal wieder auf das Thema zurück, mit welchem ich oben angefangen habe.
Nur wenn ich möglichst authentisch bin, meiner Umgebung zeige und vor allem artikuliere, wie es mir geht, was mich beschäftigt und auch was ich gerne möchte, kann diese mich verstehen und entsprechend reagieren.
Nach außen eine Fassade aufzubauen, den Schein zu wahren, hilft da nicht weiter, sondern verschlimmert das Problem nur. Früher dachte ich oft, warum sehen andere nicht, wie schlecht es mir geht oder das ich Hilfe benötige und zum größten Teil lag es daran, dass ich es gar nicht gezeigt oder besser noch geäußert habe, sondern verharmlost, abgewickelt oder gelogen habe. Sicherlich, in Zeiten wo ich völlig abgemagert war, war es nicht mehr zu übersehen, dass es etwas nicht stimmte. Aber viele andere Symptome verstehen andere Menschen einfach nicht, vielleicht wollen sie es auch gar nicht sehen, sind unsicher oder haben Angst. Dabei haben ganz viele Verhaltensweisen bei psychischen Erkrankungen ihre Berechtigung und einen Sinn, es ist die Antwort/Reaktion der “Seele”, um mit irgendeiner Störung, Belastung oder Fehlfunktion klar zu kommen. Bei näherer Betrachtung sind diese meist auch nachvollziehbar, einleuchtend und “logisch”.
Allerdings wenn jemand selber nicht weiß, was bei ihm los und wieso, wird es schwer nach außen zu zeigen, wie es einem geht oder dies gar zu kommunizieren. Das Schlimme ist, reagiert die Umgebung mit Unverständnis oder sieht die Not nicht, zieht sich der Betroffene immer mehr zurück. Es entsteht ein Teufelskreis, bei dem sich die Symptome immer mehr verstärken, sich der Betroffene aber immer mehr zurückzieht, weil seine Erwartungen und Hoffnungen völlig enttäuscht werden, weil das Umfeld es nicht versteht oder richtig einschätzt.
Genauso oft, wie ich mir gewünscht habe, jemand sieht dass es mir nicht gut geht und wie schlecht ich mein Leben auf die Reihe bekomme, so oft habe ich dieses selber verdrängt. Wollte selber nicht wahrhaben, was los ist, dass ich psychisch krank bin, durfte es nicht geben. Oft habe ich es verleugnet und versteckt, um irgendwie zu funktionieren. Gerade in Bezug auf die Essstörung auch einfach oft gelogen, dieses ist ein Aspekt, der mit jeder Sucht einhergeht. Aber gerade der Verlust meiner Ehrlichkeit, auch wenn ein Schutzmechanismus war, mir half durchzuhalten und einfach die Krankheit war, finde ich heute noch sehr schlimm, macht mir Angst und mich traurig. Es ist kaum vorstellbar, zu was man alles fähig ist oder tun würde, um seine Sucht zu befriedigen, wie weit man sinken kann, gerade wenn es um das Thema Bulimie geht.
Auch hier lagen meine “innere” und “äußere Welt” wieder völlig auseinander, Anspruch und Wirklichkeit, denn gerade Ehrlichkeit ist meiner wichtigsten Werte.
Heute versuche ich durch die Betrachtung von außen, einzuschätzen ob mein inneres und äußeres im Einklang stehen oder versuche es über diesen Weg wieder herzustellen. Ich schaue, ob das andere auch so sehen würden, wenn ich es ihnen erzählen oder wie diese reagieren, wenn sie sich in ähnlichen Situationen befinden. Auch kommt mir dann schnell der Satz meines Therapeuten in den Kopf, der mich dann fragt: “Ja Herr Lossen, glauben sie das ist wirklich so?” und dann weiß, ich dass ich mich ein bisschen vergaloppiert und über das Ziel hinaus geschossen bin.
In diesem Zusammenhang meinen Anspruch und meinen Perfektionismus zu überprüfen, kann helfen die Situation aufzulösen. Auch nicht immer so hart mit sich selber ins Gericht zu gehen, sich nicht direkt verurteilen und abwerten, sondern einfach die Situation radikal akzeptieren.

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Sonntag: (29.11.2020)

Letzte Woche entdeckte ich auf bikepacking.com, einer der besten Internetseiten wenn es um das Thema Bikepacken geht, eine neue Strecke, welche von Koblenz durch den Hunsrück und fast direkt vor meiner Haustür, durch die Eifel wieder zurück verläuft. Sie nennt sich “Hin & Hunsrück”, ein schönes Wortspiel wie ich finde.
Ziemlich viele Teile von dem Track kenne ich sehr gut, vor allem die hier in meiner unmittelbaren Umgebung, trotzdem entdeckte ich ein Quertal von der Mosel, welches ich noch nicht befahren habe.
Deshalb ging es heute Morgen mit meinem Arbeitgeber Richtung Koblenz, um in Winningen in den Track einzusteigen. Ausgestiegen aus dem Zug bin ich dann schon eine Station zu früh in Kobern Gondorf. Keine Ahnung warum, wahrscheinlich meine Verpeiltheit, welche mich ab und zu überkommt.
Heute gab es leider kein so traumhaftes Wetter mit Sonnenschein und blauen Himmel wie gestern, heute war alles grau, diesig und ein wenig trostlos. Auch die Temperaturen waren weit entfernt von den gestrigen, lagen sie auf den Höhen der Eifel unter null Grad und der Wind schnitt eisig kalt in mein Gesicht.
Meiner Motivation und meinem Spaß tat das Wetter allerdings keinen Abbruch, auch dieses hat seinen Reiz und bietet so seine besonderen Momente und Atmosphäre. Am Ende meiner Tour, war ich dann aber doch froh, wieder zu Hause zu sein, mir einen schönen Milchkaffee und ein Stück Kuchen zu gönnen und mich von der Wärme der Heizung verwöhnen zu lassen.

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Den Teil vom Track, welchen ich heute unter meine Räder genommen habe, war ehrlich gesagt durchwachsen. Das mir unbekannte Keverbachtal war ein Träumchen, schöne schmale Trails, flowig und große Schwierigkeiten zu befahren, tolle Natur und alles sehr einsam. Überhaupt war es heute ungewöhnlich still draußen, oft waren nur das Rollen meiner Riefen oder das Surren meines Freilaufs zu hören. Ansonsten keinerlei andere Geräusche in Form von Vogelgezwitscher, irgendwelchem knacken oder rascheln im Wald, vielleicht war ich auch heute nur besonders Achtsam. Diese Stille war auch gar nicht bedrückend, sondern sehr wohltuend und meditativ. Denn oft ist mir der Alltag viel zu laut, der ganze Verkehr, die vielen Geräusche der Menschen, die ständige HIntergrundbeschallung mit Musik oder irgendwelchen Durchsagen. Früher konnte ich Stille kaum ertragen und aushalten, heutzutage liebe ich sie!
Nach dem Keverbachtal ging es über Dreckennach Richtung Münstermaifeld, dieses Stück war ganz in Ordnung. Allerdings das Stück von Münstermaifeld zur Burg Pyrmont, fand ich persönlich, völlig ätzend und zwischendurch auch ein wenig sauer.
Im Vorfeld habe ich mich schon gefragt, wie er die Überquerung des Maifeld lösen wird, denn das Maifeld ist ein klasse Gebiet zum Rennradfahren aber zum Graveln oder gar MTB fahren nicht sonderlich geeignet. So kam es, wie ich es fast befürchtet hatte, es ging nur über diese komischen Wiesenfeldwege, auf welchen man mehr hoppelt durch das Gras und die vielen Traktorspuren, wie das man Fahrrad fährt, außerdem kosten diese Kraft ohne Ende und es ist völlig unrhythmisch beim Treten.
Stellenweise gab es gar keinen Weg, da ging es nur über die Wiese oder an der Seite eines Feldes entlang. Da habe ich mich schon gefragt, ob das Stück überhaupt gescoutet wurde oder es einfach nur gut bei Komoot aussah. Dann doch lieber direkt den asphaltierten Radweg nach Pillig nehmen, dann kommt man wenigsten zügig voran.
An der Burg Pyrmont angekommen, welche auch beim Track des Eifel Gravellers zu finden ist, ging es durch das Elztal Richtung Burg Elz, welche früher auf dem 500 DM Schein zu sehen war. Dieses Tal gehört zu einem meiner absoluten Lieblingstälern hier in der Gegend, und ich bin es schon unzählige gefahren, allerdings habe ich lange überlegt und mit mir gehadert, ob ich es in den Track des Eifel Gravellers einbauen soll. Für den normalen Bikepacker ist dieses Tal, vor allem mit einem Gravelbike, zu anspruchsvoll und deshalb entschied ich mich schweren Herzens dagegen. Auch wenn ich durch diese Entscheidung, bis jetzt noch keinen Weg gefunden habe, die Burg Elz in den Track des Eifel Gravellers einzubinden.
Vor allem ist das Elzbachtal ein Wanderweg und gerade im Sommer ist dort die Hölle los und der Ärger mit den Wanderern vorprogrammiert. Auch aus diesem Grund kann es nicht gut ein offizieller Bestandteil eines Bikepackingevents werden. Auch das es in den Track von “Hin & Hunsrück” eingebaut wurde, erhält nicht wirklich meine Zustimmung, weil dadurch viel zu viele Radfahrer in diesem Tal unterwegs sein werden und irgendwann das Fahrradfahren dort ganz verboten wird. Denn schon bei meiner heutigen Tour sind mir die ganzen neuen Poller und Absperrungen vor den Brücken aufgefallen, welche es im letzten Jahr noch nicht gab und das Ziel verfolgen, dass dort abgestiegen wird und nicht einfach mit dem Fahrrad drüber gefahren werden kann.
Einen Track zu planen ist immer ein schwieriges Abwägen von vielen Faktoren, persönlichen Vorlieben und der eigenen Philosophie. Und den Track hinterher zu kritisieren oder es besser zu wissen, ist viel einfacher, wie sich die Arbeit zu machen und selbst einen zu kreieren, deshalb ist von meiner Seite alles gut, was die heutige Tour betrifft.

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Zu meinem Text von gestern sind mir noch ein paar Gedanken gekommen, nachdem ich den einen oder anderen Kommentar dazu bekommen und mit ein paar Leuten dazu am Abend geschrieben habe.
Das es oft so schwer ist, meine “innere” und “äußere Welt” in Einklang zu bringen und diesen zu halten, liegt wohl auch an dem Perfektionismus, welchen ich oft an den Tag lege oder für mich als Messlatte ansetze. Dieser gilt auch oft nur für mich und meine Person, bei anderen erwarte ich das erst gar nicht und nicht weil ich denke, andere können das sowieso nicht richtig oder werden meinen Ansprüchen eh nicht gerecht. Nein, bei anderen ist mir völlig klar, das Perfektion nicht möglich und auch gar nicht erstrebenswert ist.
Wer will denn überhaupt perfekte Menschen? Wenn ich ehrlich bin, kann ich perfekte Menschen gar nicht leiden. Gerade die kleinen Fehler und Macken sind es doch, die einen Charakter auszeichnen und einen Menschen oft erst liebenswert oder für mich besonders machen.
Dabei gibt es gar keine perfekten Menschen, dass ist gar nicht möglich, vielmehr entsprechen diese Menschen wohl eher unserem Ideal oder der Vorstellung, wie wir gerne sein möchten, gerne leben wollen oder von außen wahrgenommen.
Dabei können diese dann als Vorbild dienen, die uns inspirieren, Mut und eine Richtung für unseren eigenen Weg geben oder, und dieses passiert wohl häufiger, sie lösen ein Gefühl der Minderwertigkeit in uns aus. Sie geben uns das Gefühl nicht gut genug oder hart genug an uns und unseren Zielen gearbeitet zu haben, was schnell in einer Abwertung der eigenen Person enden kann. Vielleicht lösen sie auch noch andere negative Gefühle wie Neid und Missgunst in uns aus, womit wir meist nur von unseren eigenen Schwächen, mangelnder Zielstrebigkeit oder Disziplin ablenken oder uns mit rechtfertigen wollen. Es ist halt wesentlich einfacher eine andere Person abzuwerten, wie zu schauen warum der andere solche Gefühle in mir auslöst.
Deshalb spalten wohl Vorbilder und Menschen mit besonders guten (perfekten) Leistungen, die Gemüter wohl so oft, weil sie eine Ambivalenz zwischen unseren Wünschen und unserer Wirklichkeit erzeugen. Ein sehr komplexes Thema!
Perfektionismus wird auch oft mit Leistung, Stärke und Zielstrebigkeit in Zusammenhang gebracht, dabei ist es doch eher ein Verlieren in Details, wobei das eigentliche Ziel schnell aus den Augen verloren und manchmal dadurch erst gar nicht erreicht wird, weil vorher die Kraft und Motivation ausgeht.
Das ist wie mit der Diagnose Burn Out, welche es im offiziellen ICD und DSM überhaupt nicht gibt, sondern bei der es sich im Grunde genommen um eine Depression handelt. Aber Burn Out klingt viel besser und ist auch akzeptierter, weil diese psychische Erkrankung ja durch zu viel Arbeit und Leistung entstanden ist, denn darauf kommt es in unserer Gesellschaft am meisten an und macht uns alle eigentlich nur krank und unzufrieden. Wohingegen eine Depression mehr der Ruf anhaftet, von sich hängen lassen und anstellen, eben nichts leisten, produktiv und nützlich zu sein. Unsere kranke Arbeits- & Leistungsgesellschaft und das ständige Streben nach Wachstum, ist auch wieder ein anderes Thema, welches mich sehr oft beschäftigt.
Perfektionismus ist eher ein Ausdruck von Unsicherheit, den Ansprüchen der anderen nicht zu genügen und gerecht zu werden, letzten Endes der Wunsch nach Kontrolle, womit sich mein persönlicher Kreis an meinen üblichen Themen und Schwierigkeiten mal wieder schließt.
Dies steckt wohl auch hinter meinen Schwierigkeiten, mich einfach nur aus Spaß und Freunde mit jemanden zu treffen, einfach im Hier & Jetzt zu sein und zu genießen. Eben keinen sinnvollen Grund dafür zu haben und es mir einfach gut gehen lassen, diesen Satz hasse ich sowieso, “mache doch mal was sinnvolles”, bei dem könnte ich kotzen.
Durch das Fehlen von sinnvoll, erübrigt sich auch die Leistung so ziemlich, die ich aber oft als Daseinsberechtigung benötige.
Oder wie viele Menschen können ihre Zuneigung oder die Wertschätzung gegenüber einer anderen Person, nur dadurch zeigen, dass sie für andere etwas leisten oder diese “beschenken”, um dadurch ihre Gefühle gegenüber der anderen Person zum Ausdruck zu bringen. Diese einfach zu äußern oder durch Körperkontakt zu zeigen, ist oft viel schwerer, zumindest verhielt es sich bei mir früher so! Da passt auch die Vorstellung dazu, dass ich erst etwas geben muss, bevor ich etwas bekomme oder fordern darf. Alles sehr komische Glaubenssätze, welche zu hinterfragen, äußerst lohnenswert sein kann.
Genauso lasse ich mittlerweile das Argument nicht mehr gerne gelten und sehe Leistungsbereitschaft und Perfektion als Ressource. Dabei hat mir gerade diese Fähigkeit sehr oft geholfen, mich wieder aus dem Dreck zu ziehen und mein Leben in den Griff zu bekommen. Sicherlich sie haben oft ihren Zweck erfüllt und mich ans Ziel gebracht, nicht nur in Bezug auf meine “Genesung”. Aber mittlerweile heiligt dieser Zweck nicht mehr die Mittel. Letzten Endes geschah es oft aus meiner Verlust- & Existenzangst heraus, welche ich früher ständig hatte und mich heutzutage, zum Glück, nur noch selten überfällt, dass ich die Kurve bekommen habe. Es sollte viel mehr aus dem Wunsch heraus geschehen, dass ich es mir wert bin, ich mich annehme und für mich einstehe. Vor allem anfange mir und meinen Fähigkeiten zu vertrauen, dass ich damit eigentlich jede Situation meistern kann und nie völlig durch das Netz rutschen werden.
Das soll es an dieser Stelle mal gewesen sein, für dieses Wochenende von meinen Fahrradtouren und Gedanken. Wünsche euch einen schönen und besinnlichen ersten Advent und einen guten Start in die neue Woche!

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„Es ist das, was du daraus machst“

2 Comments

  • Wolfgang Wiesen

    Hallo,
    da hast du / habt ihr tolle Wege unter die Räder genommen. Das Wetter scheint ja trotz Kälte (ich mag gefrorene Böden beim Biken) sehr gut gewesen zu sein. Die ganzen Gefühle und Begebenheiten bis hin zu den Beerdigungen kenne ich nur zu gut. Vor vielen Jahren ist mein bester und langjähriger Freund plötzlich verstorben und das war ein schwerer und schlimmer Schlag für mich, da ich auch die gesamte Familie gut kenne. Es gibt heute immer mal wieder Momente, die ich gern mit ihm erleben würde, mich austauschen und diskutieren. Das wird leider nie mehr der Fall sein.
    Glücklicherweise habe ich gerade in letzter Zeit Freunde dazu gewonnen, was gut tut und über schwerde Zeiten hilft. Gibt es diese Touren eigentlich irgendwo als GPS Track zum herunterladen? Würde mich freuen, denn so was würde ich gern im Frühling mal nachfahren. Dann kann ich das Erlebte noch besser nachvollziehen.

    Danke für deine Worte in dem Blog. Alles sehr aufrichtig und ehrlich. Wo findet man so was noch? Und ich hoffe es hilft dir, wenn du weiß, da sind Menschen die nehemen Anteil, sind auch betroffen und lesen deine Berichte und sehen deine Bilder gern.

    Herzlichst Wolfgang

    • Holger Loosen

      Hallo Wolfgang,
      es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt und du meine Berichte liest. Danke!
      Die GPX Track vom Eifel Graveller findest du alle hier auf der der Seite unter Downloads. Meine gefahrenen Touren findest du bei Strava (Holger Loosen) oder bei Komoot (Eifel Graveller), ansonsten kannst du mich hier unter Kontakt anschreiben und ich lasse dir die Tracks zukommen, welche du haben möchtest.

      LG
      Holger

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