Perfektion im Sauerland?

Montag: (16.08.2021)

Die Lovestory zwischen mir und dem Sauerland kommt nicht so wirklich in Fahrt. Gestern lockte sie noch mit schönstem Sonnenschein und hohen Temperaturen, heute zeigte sie sich schon wieder richtig garstig und zickig. Dabei bin ich dem Reiz dieser schönen Gegend mit seinen zahlreichen Bergen, den weitläufigen Tälern und dem nicht enden wollenden Wald, schon völlig erlegen und habe mich in das nächste Mittelgebirge verliebt.
Allerdings leicht macht es mir das Sauerland nicht, heute war es ziemlich kühl, es blies ein kalter Wind und zum Schluss meiner Tour bin ich noch richtig geduscht worden.
Wobei ab 15 Uhr war Regen gemeldet, allerdings wollte ich den 100er noch voll fahren und bin selbst schuld an der Dusche!

Dabei bestand mein eigentlicher Plan für diese Woche darin, die Trans Bayerwald zu befahren. Aufgrund des schlechten Wetters welches Mal wieder gemeldet wurde, legte ich diesen Plan auf Eis und bin ins Sauerland zum Mountainbiken gefahren. Dort war ich vor einigen Wochen schon einmal gewesen, allerdings hat mich damals das schlechte Wetter vertrieben. Bei Regen und nur 5 Grad auf den Kahler Asten und durch das Sauerland zu fahren, war kein besonderes Vergnügen. Für diese Woche ist jetzt auch kein überwältigendes Sommerwetter gemeldet aber ab Mitte der Woche soll es wenigstens trocken sein. In diesem Sommer muss man(n) nehmen was kommt und mehr wie drei Tage schönes Wetter am Stück, gibt es wohl nicht.
Dieses Mal bin ich nach Winterberg gefahren, was eine große Ambivalenz zu meinen Tagen in der Eifel der letzten Woche und meinem Besuch hier vor zwei Monaten darstellt! Wahnsinn was da gestern an Menschenmassen unterwegs war und was für ein Gewusel herrschte. Bei meinem Besuch vor zwei Monaten war kein Mensch auf der Straße und fast alle Geschäfte geschlossen. Gestern war hier Highlife!
Alleine was an „Radfahrern*innen“ in diesem Bikepark herumgekurvt sind. Wobei das für mich persönlich kein Fahrradfahren ist, wenn ich mich mit dem Sessellift den Berg hinauffahren lasse und dann nur noch runterrolle. Vor allem sahen 95 % der Besucher des Bikeparks nicht so aus, als ob sie es aus eigener Kraft schaffen könnten, den Berg selbst hinauf zu strampeln. Zu den ganzen E-Bikes, welche auch mit dem Sessellift hoch transportiert wurden, will ich ja gar nichts schreiben. Wer etwas gegen E-Bikes hat, zieht schnell den Zorn auf sich, dabei sind diese alles andere wie Klimaneutral und für mich persönlich sehr fragwürdig!

Heute wird man ja fast schief angeschaut, wenn man ohne Elektrounterstützung unterwegs ist und einfach nur mit Muskelkraft einen Berg hinauffahren kann. Wahrscheinlich denken die meisten E-Biker, man könnte sich so ein tausende von Euro teures Fahrrad nicht leisten und muss sich deshalb so abstrampeln?
E-Bikes und Bikeparks sind für mich typische Symptome dieser Zeit. Alles haben und machen wollen aber nichts dafür leisten und investieren. Einfach stumpf auf dem kürzesten und einfachsten Weg konsumieren und ans Ziel kommen.
Für mich persönlich sind diese beiden Dinge Abkürzungen und würden mir keine Befriedigung oder Zufriedenheit bereiten. Vor allem wären sie für mich emotional nicht nachhaltig, weil keine Herausforderung bestanden hat und ich nicht gefordert worden bin.
Ansonsten ist Winterberg eine Mischung aus Ballermann und Freizeitpark, was ich persönlich absolut grausam finde. So ein typischer Wintersportort, wie ich schon etliche in den Alpen bei meinen Fahrradtouren gesehen habe.
Am schlimmsten empfand ich allerdings die ganzen toten Bäume an den Hängen ringsherum oder sie waren sie schon abgeholzt und die Hänge kahl. Das Baumsterben durch die beiden heißen Sommer der letzten zwei Jahre lässt sich hier besonders gut beobachten und ist um ein vielfaches schlimmer als in der Eifel.

Dabei veröffentlichte der UN-Klimarat Anfang August den 6. Bericht zum Stand der Erderwärmung und den daraus resultierenden Folgen. Aber auch dieser Appell ging mal wieder völlig ungehört unter und war gerade mal eine Randnotiz in der Zeitung und der Tagesschau wert. Dabei sollten wir eigentlich schon längst in totaler Panik verfallen und riesen Existenzängste bekommen haben, wenn man sich bewusst macht, was da drin steht.
Da finde ich es schon sehr bizarr, wenn hier in Winterberg die Skilifte laufen, damit mit Fahrrädern oder der Sommerrodelbahn den Berg hinuntergefahren werden kann und rundherum sterben die Bäume.
Aber das sind ja Arbeitsplätze und es muss Geld verdient werden, damit die Wirtschaft läuft und wächst. Außerdem muss für Zerstreuung und Ablenkung gesorgt werden, sonst könnte der Mensch ja mal in einer ruhigen Minute zum Nachdenken kommen und sich über die Folgen bewusst werden.

Im Winter ist das Ganze ja auch nicht so schlimm, da liegt auf den kahlen Flächen und den toten Bäumen ja weißer Schnee und alles sieht aus wie in der Märchenwinterlandschaft. Und wenn nicht, es stehen hier genug Schneekanonen herum, dann erzeugen wir die weiße Pracht halt künstlich, dafür ist ja genug Wasser da.
Ein schwieriges Thema, denn Skifahren und der Skitourismus stehen hier in Deutschland auf demselben Level wie SUV’s und Autoindustrie. Absolut unantastbar und über jeden Zweifel erhaben!

Freitag: (20.08.2021)

Die Woche steht unter dem Motto „große Schlammschlacht im Sauerland“! Bei jeder Mountainbiketour in dieser Woche, wurde ich geduscht und sah aus als wäre ich durch den Schlamm gerobbt. Dabei war ich nie bei der Bundeswehr, sondern habe Zivildienst geleistet.
Auch meine Königstour, welche über zwölf 800er geht, konnte ich noch nicht fahren, weil es morgens ewig dauert, bis es ein bisschen trockener ist und ich losfahren kann.
Die Temperaturen sind wie im Oktober, im Wald ist es total feucht und die Wege matschig.
Dabei würde ich so gerne mal ein paar dieser 800er hier im Sauerland bei Sonnenschein erklimmen, um die spektakuläre Aus- und Weitsicht zu genießen. Diese ist selbst bei diesem trüben Wetter und dem Nebel, welcher über den Wäldern hängt, phänomenal und lässt mich ständig anhalten, um zu staunen und genießen.

Heute ließ sich schon mal ein bisschen die Sonne blicken, die Temperaturen waren wesentlich angenehmer, allerdings Matsch und ein paar Regentropfen gab es trotzdem. Aber auf Morgen da setze ich alle meine Hoffnung, wenn man der Wetterapp glauben darf?
Das „Herbstwetter“ auch seinen ganz besonderen Reiz. Schon fast beängstigend ist diese Stille, welche im Wald herrscht. Es ist außer dem Rasseln meiner Kette und dem Rollen meiner Reifen auf dem Boden sonst nichts zu vernehmen. Selbst Vogelgezwitscher ist nur ganz selten zu hören und kaum vorhanden. Legt dazu der Wind noch eine Pause ein, fällt auch noch das Rauschen der Äste weg und das Fallen der Regentropfen von den Bäumen.
Dadurch entsteht ein Gefühl der völligen Einsamkeit, welches allerdings überhaupt nicht unangenehm oder belastend ist. Ganz im Gegenteil, es beruhigt mich, ich fühle mich sicher und geborgen. Alle Schwierigkeiten und Probleme sind ewig weit weg, ich bin einfach im Hier und Jetzt und ganz bei mir selbst.

Dies steht in völligem Gegensatz zu dem wie ich sonst dieses „Alleinsein“ empfinde, welches mich so oft überfällt und runterzieht. Ganz schnell stellt dieses Gefühl meine komplette Person infrage, mir kommt es vor, als wäre alles falsch, was ich mache und nichts gut genug. Es wütet die totale Leere und Sinnlosigkeit in mir, es raubt fast die gesamte Daseinsberechtigung meiner Person.
Deshalb ist es in solchen Situationen, so schwierig dies dann auch ist, unheimlich wichtig, dass ich gut auf mich aufpasse und mich abgrenze. Aus diesem Grund habe ich in dieser Woche auch mal zwei Ruhetage eingelegt und war so ein bisschen als „normaler Tourist“ unterwegs. Eine Rolle, an der ich echt noch üben und feilen muss, da ich eigentlich lieber Action und Beschäftigung habe. Es lag auch viel an dem miesen Wetter, dies muss zugeben, sonst hätte ich wohl viel mehr auf meinem Fahrrad gesessen.

Allerdings jeden Tag Rad fahren und mich auspowern geht auch nicht, das artet schnell in Zwang aus und die Sportbulimie lässt grüßen. Zu gut kann ich damit meine Emotionen und Gefühle platt bügeln, komme in ein Hochgefühl und durch die körperliche Erschöpfung erreiche ich Zufriedenheit und Ruhe in meinen Kopf.
Auf Dauer funktioniert dies allerdings nicht, da mein Körper auch mal eine Pause benötigt. Über kurz oder lang würde sich eine Sättigung einstellen, welche einer ständigen Steigerung bedarf, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Das Ganze würde nur in einem Teufelskreis enden und in denen habe ich schon zu genüge gedreht.
Obwohl ich das alles kopfmässig weiß, vor allem mir über die Folgen völlig im Klaren bin, ist es nicht einfach es einzuhalten. Da ist immer diese Stimme im Hinterkopf, mal lauter und mal leiser, die mich antreibt und ermahnt bloß nicht faul zu sein. Wer faul ist, wird dick und nimmt zu. Wer nichts leistet, der bekommt keine Beachtung, der wird nicht wahrgenommen und letzten Endes auch nicht geliebt.

Es ist nicht einfach ständig gegen diese automatisierten Gedanken zu kämpfen, sie nicht zu glauben und nach ihnen zu leben. Selbstliebe und Selbstwert sind Themen, welche viel Arbeit bedeuten und schwer zu erreichen sind.
Deshalb gab es diese Woche auch mal ganz ruhige Tage, mit ein bisschen Sightseeing, viel Lesen und in mich rein horchen. Auch um den Bus und was so beim Vanlife anfällt, musste ich mich mal kümmern. So toll dekorierte und aufgeräumte Busse, gibt es nur auf Instagram mit seinen perfekten Fotos und den dazugehörigen schönen Menschen. Der Alltag im Bus sieht etwas anderes aus und doch liebe ich es über alles!
Da auch ein paar Erledigungen anstanden, führte mich mein Weg diese Woche nach Bad Berleburg. Diese Stadt mit ihren schiefergedeckten Fachwerkhäusern wird überragt vom Schloss Berleburg und liegt mitten im Rothaargebirge. Vor fünfzehn Jahren führte mich mein Weg schon mal dorthin, da ich mir eine psychosomatische Fachklinik angeschaut habe, ob sie für einen stationären Klinikaufenthalt für mich infrage kommt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich keinerlei Erinnerungen mehr an diesen Besuch habe. Damals steckte ich so tief in der Essstörung, dass ich noch nicht einmal in der Lage war, selber nach Bad Berleburg zu fahren. Eine gute Freundin hat mich damals begleitet und mir in dieser schweren Zeit unheimlich geholfen und beigestanden. Dafür nochmal meinen größten Dank, vor allem das du immer an mich geglaubt hast, das taten damals nicht mehr viele Menschen!

Für einen stationären Aufenthalt kam die Klinik dann leider nicht infrage für mich, obwohl sie einen sehr guten und kompetenten Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Wie in fast jeder Klinik gibt es keine speziellen Angebote für essgestörte Männer und dieses Dilemma hat sich bis heute nicht groß geändert. Essgestörte Frauen und Männer werden Gruppenmässig nicht gemischt, sodass Männer fast immer in eine allgemeine psychosomatische Gruppe gesteckt werden. Dies ist allerdings eher suboptimal, weil dadurch Männer viele spezielle Therapien, um die Essstörung zu überwinden, nicht bekommen. Therapeutische Wohngruppen oder spezielle Angebote für Männer nach einem stationären Klinikaufenthalt gibt es meines Wissens nicht. Auch wenn die Gruppe der Männer, nur etwa 10 % der Betroffenen ausmacht, reden wir immer noch von einigen tausenden betroffenen Männern. Genaue Zahlen und Prozente sind schwierig, wobei gerade bei Essstörungen die Dunkelziffern hoch sind.
Hier herrscht, wie bei vielen Themen rund um Mental Health, was Aufklärung angeht, die Anzahl an Therapieplätzen und Therapeuten*innen, dringender Handlungsbedarf. Denn Essstörungen sind die psychischen Erkrankungen mit der höchsten Mortalitätsrate, diese beträgt 10 bis 20 %!

Die Themen psychisch erkrankt und Mental Health müssen noch viel mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommen und eine Therapie so selbstverständlich werden, wie ein Gips bei einem Beinbruch.
In was für einer Welt leben wir, wo sich psychisch erkrankte Menschen schämen und verstecken, bloß weil sie Angst vor Ausgrenzung, Stigmatisierung und den Folgen ihrer Erkrankung haben? Als ob Krankheiten eine Wertung hätten!
Vor allem habe ich in dieser Woche viel geschlafen, auch wenn ich mich ein bisschen dazu zwingen musste. Denn gerade guter und erholsamer Schlaf sind immens wichtig für eine gesunde Psyche und Schlafstörungen machen auf Dauer völlig kaputt.
Deshalb habe ich mich auch mal nachmittags mit einem Buch in den Bus gelegt, für zwei Stunden die Augen geschlossen und die Akkus aufladen. Dies ist leider etwas, wofür in meinem normalen Alltag keine Zeit bleibt und mir doch so guttun würde.

Samstag: (21.08.2021)

Gestern habe ich es endlich geschafft meine Königstour zu fahren und es ging über zwölf 800er! Die Wetterbedingungen waren ideal, sodass ich ganz früh mit meinem Fahrrad starten und die vielen Höhenmeter in Angriff nehmen konnte.
Ob ich wirklich über zwölf 800er gefahren bin, das werde ich mir zu Hause mal genau auf meinen Laptop anschauen und das Höhenprofil studieren, vor allem interessieren mich die Namen der zwölf Gipfel.
Wenn ich nicht an der Mosel wohnen, die Eifel und den Hunsrück als Spielplatz vor meiner Haustüre hätte, würde mir das Sauerland als Wohnort sehr gut gefallen. Die Landschaft ist phänomenal, es gibt hier mehr Berge und Anstiege wie ich zählen kann. Den einen fährst du hinauf und von oben kannst du zehn andere sehen. Sie erstrecken sich bis zum Horizont und es entsteht der Eindruck, sie haben kein Ende und es geht unendlich weiter.

Die ganze Landschaft hat allerdings auch etwas abweisendes und unheimliches, etwas was in mir eine Art Beklemmung hervorruft. Ich habe lange überlegt, warum dieses Gefühl in mir ausgelöst wird. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich alles so wiederholt, als wäre einfach alles immer kopiert worden. Von jedem Berg ist der Ausblick der Gleiche, auch die Blicke nach oben, wenn ich mich im Tal befinde, wiederholen sich ziemlich identisch. Dies soll jetzt keine Abwertung darstellen, ganz im Gegenteil. Sie sind alle fantastisch und atemberaubend. Allerdings entsteht in mir der Eindruck, ich laufe durch ein Haus, öffne eine Tür nach der anderen und finde immer denselben Raum. Die Möbel sind ein bisschen anders angeordnet und die Bilder hängen an anderen Plätzen aber es immer die Variation vom selben Zimmer.
Diesen Eindruck habe ich vom Sauerland und dieser Gegend. Wahrscheinlich stört mich einfach diese Perfektion! Was ich für mich immer anstrebe und erreichen möchte, stört mich bei anderen gewaltig und will es bei ihnen gar nicht haben. Perfektion ist letzten Endes langweilig, ihr fehlen die Ecken und Kanten, das Unverwechselbare und Einzigartige. Perfektion löst auch großen Druck aus, es entsteht viel Neid dem anderen gegenüber und fördert die eigenen Minderwertigkeitsgefühle. Unsere Social Media Netzwerke triggern genau das, rufen diese Reaktionen bei uns ab und die Folgen sind katastrophal.

Bloß geht es mir bei meinem Perfektionismus und Leistungsgedanken absolut nicht darum besser wie andere, ihnen überlegen zu sein oder über ihnen zu stehen!
Mein Perfektionismus und Leistungsanspruch entspringt eher der Motivation von zu wenig Selbstwert und Selbstliebe. Dem Gefühl nicht gut genug und wertlos zu sein! Es ist meine Art der Kompensation und eine Daseinsberechtigung zu erlangen. Der Versuch einfach alles richtig und perfekt zu gestalten, damit bloß keine Zweifel an meiner Person aufkommen, von denen habe ich selbst schon genügend. Auch Nachfragen oder gar Kritik lässt sich damit gleich im Keim ersticken, selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit machen dies möglich. Damit bloß niemand hinter die Fassade schaut, die Selbstzweifel und Abgründe entdeckt, welche mit Unsicherheit zusammengeschustert wurde.
Im Grunde ist Perfektion eher bemitleidenswert und absolut nicht Erstrebenswert. Perfektion will keiner wirklich haben, es macht einsam, kostet ganz viel Kraft und Zeit.

Bloß einfach so zu sein, wie ich bin, auf mich zu vertrauen und meinen Weg zu gehen, ist leider ziemlich schwierig und wird durch meine Diagnosen nicht gerade erleichtert.
Ansonsten geht es heute wieder nach Hause. Über meine Lust dazu muss ich wohl nicht viele Worte verlieren und wie ich mich wieder auf meinen Alltag freue!
Es waren allerdings sehr schöne Tage im Sauerland, auch wenn die Wetterbedingungen nicht immer optimal waren. Dafür hat es mir persönlich viel gebracht, mal wieder ein paar Tage unterwegs gewesen und viel Zeit mit mir alleine verbracht. Das rückt den Fokus und die Perspektive wieder zurecht, lässt mich Kraft schöpfen und neue Ziele anvisieren.
Ein solches habe ich auch schon wieder im Blick und deshalb gab es auch das viele Training in den letzten beiden Wochen. Im September starte ich nochmal bei einem Bikepackingevent. Dem GG100, wo es 650 km und 11.00 hm durch Belgien geht. Auch den Ardennen und der Eifel wird ein Besuch abgestattet, sodass es fast ein Heimspiel für mich wird. Mein Freund Guido wird ebenfalls am Start sein, da ist mir ein toller Empfang im Ziel sicher!

Lange habe ich überlegt und gehadert, ob ich starten soll und ob mein Kopf dafür breit ist? Körperlich bin ich in Topform, auch wenn ich gestern richtig zu kämpfen hatte. Die vielen Höhenmeter der letzten beiden Wochen haben ihren Tribut gefordert und ich habe gestern meine Verpflegung versemmelt. Obwohl ich viel mitgenommen hatte, fand ich keine geöffnete Bäckerei auf meiner Tour, sodass ich mich zum Schluss in einen Hungerast hinein manövriert hatte. Ich war heilfroh, als ich wieder Winterberg erreichte und meine Speicher auffüllen konnte. Beim GG100 darf mir so ein Anfängerfehler nicht passieren, da sollte ich ein bisschen überlegter ans Werk gehen.
Wobei es beim Bikepacken oder Langestrecke fahren, fast nur auf den Kopf ankommt, dass dieser bei der Sache und motiviert ist. Daran hat es bei mir in diesem Jahr gehapert, es lag nicht am Radfahren oder Training, sondern an anderen Dingen. Ein paar dieser Umstände/Personen werde ich in Zukunft anders begegnen und mit ihnen umgehen. Es ist unmöglich es jedem recht machen zu wollen und mit jedem gut auszukommen. Vor allem, wenn einige Menschen mal vor ihrer eigenen Haustüre kehren sollten und ich Projektion erkenne, wenn ich sie erlebe. Dabei wird ja Borderliner immer Projektion unterstellt, weil es den Verarbeitungsmechanismus darstellt, der von ihnen bevorzugt benutzt wird. Projektion können aber auch vermeintlich „normale“ Menschen sehr gut, bloß das diese sie nicht erkennen.

Dies ist oft das Schwierige an Therapie, man selber arbeitet an sich, verändert Verhaltensweisen und Umstände aber sein Umfeld verändert sich nicht wirklich. Dieses macht immer noch genauso weiter wie vorher, oft in dem völligen Glauben, alles richtigzumachen und alles ist gut. Findet Veränderung nur einseitig statt, kommt das Gefüge durcheinander und langjährige Gewohnheiten und Umgangsformen passen und funktionieren nicht mehr. Dies ist ein kompliziertes Thema und artet schnell in Schuldzuweisungen aus und bringt im Endeffekt nicht wirklich viel.
Da ist es besser nach sich selbst zu schauen, was ich in Zukunft noch viel mehr versuchen werde. Das zu tun, was für mich am besten ist. Schauen, was ich benötige und mir guttut. Das ist oft auch für andere das Beste! Viel mehr bei mir sein und versuchen mich vom Außen nicht so beeinflussen und schicken zu lassen.

„Es ist das, was du daraus machst“

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