„Wenn es ihnen gut tut, Herr Loosen!“

02.04.2020:

Heute war kein flottes vorankommen im Hunsrück möglich, immer wieder musste ich mich, wegen Regen unterstellen, habe schwer gegen den Wind gekämpft und Hagel bei der Abfahrt ist richtig gemein. War allerdings auch so in meiner Wetter App gemeldet, aber einen freien Tag verstreichen zu lassen, ohne eines meiner Fahrräder zu bewegen, geht ja gar nicht bei mir.
Schon wieder Hunsrück werdet ihr denken und ihr habt recht! Dies ist schon das zweite Wochenende in Folge, wo ich meiner eigentlichen großen Liebe, der Eifel, untreu werde.
Wie pflegt allerdings mein Therapeut des öfteren in so einer Situation zu sagen: “Wenn es ihnen gut tut, Herr Loosen!” So hat jeder Therapeut seine eigenen “therapeutischen Phrasen” oder auch ganz bestimmte Handbewegungen, vielleicht lernt man das auf der Therapeutenschule und gehört zur Therapie, keine Ahnung?
Nee, Spaß beiseite, meinen kenne ich schon seit 15 Jahre, er hat mir schon sehr oft geholfen, um nicht zu sagen, den Arsch gerettet! Dafür an dieser Stelle mal vielen Dank!
Den dieser Satz von meinem Therapeuten, so flach und banal er im ersten Moment klingt, trifft aber viele Dinge auf den Punkt.
Zum Einen, dass es wichtig ist, sich um sich selber zu kümmern, auf sich aufzupassen, eigenverantwortlich zu handeln und zu leben. Es heißt auch nach seinen Bedürfnissen, nach seiner Befindlichkeit und seinen Wünschen zu schauen, auf diese zu achten und wahrzunehmen. Was brauche ich im Moment, was beschäftigt mich und warum? Was würde mir gerade jetzt gut tun oder helfen.
Das es nicht egoistisch ist, zuallererst zu schauen, dass es mir gut geht, sondern dass dies eine Grundvoraussetzung für alles andere und weitere in meinem Leben ist. Denn ohne, das ich selber stabil bin, mit mir im Reinen und im Gleichgewicht, funktioniert der ganze Rest nicht. Keine zwischenmenschlichen Beziehungen, kein geregeltes und vor allem glückliches und erfülltes Leben.
Etwas zu tun, was mir gut tut, heißt auch mir etwas zu gönnen. Sich etwas gönnen können, ist genauso wichtig, wie anderen etwas zu gönnen. Nur wer sich etwas gönnt, kann auch etwas genießen oder wertschätzen.
Sich gerade dann etwas Gönnen oder etwas Gutes tun, auch wenn mal etwas nicht so gut läuft, etwas schief gelaufen und daneben gegangen ist, diesen Weg solltet ihr mal ausprobieren. Den wenn wir ehrlich sind, neigen wir in solchen Situationen doch eher dazu, uns noch mehr anzutreiben, uns klein und runter zu machen und zu bestrafen. Dies macht die Sache aber alles andere als besser und leichter oder ist eine Lösung.
Vor vielen Jahren hatte ich dazu mal so mein Schlüsselerlebnis. Ich war in einer Situation, wo ich dachte, das gibt aber gleich wieder mächtig Ärger und Stress und war ziemlich verzweifelt deswegen. Auch so einiges an Durcheinander und “Schwierigkeiten” hatte ich durch mein Verhalten verursacht. Dabei hat sich niemand mehr Vorwürfe deswegen gemacht und als Versager gefühlt, wie ich selber. So nach dem Motto, schon wieder rückfällig in alte Verhaltensweisen geworden, es wieder nicht geschafft mit einer schwierigen Situation umzugehen, diese einfach mal auszuhalten oder mit einer alternativen Strategie versucht zu lösen.
So saß ich nun da, wie ein Häufen Elend und wartete auf meinen “Henker”, ein Gespräch über den ganzen Vorfall, die Ursachen und so weiter zu führen und die daraus zu erwarteten Konsequenzen zu erfahren.
Aber der erste Satz den ich zu hören bekam war: “Was könnten sie sich den jetzt mal Gutes tun?” Ich war völlig perplex, meine ganze Verteidigungs- und Ausredenstrategie brach in sich zusammen und ich antwortete: “Gutes tun? Ich gehöre doch wohl eher bestraft!”. Darauf bekam ich zur Antwort: “Bestraft haben sie sich doch selber schon genug heute, Herr Loosen?”
Da fiel mir erst mal lange nicht zu ein, weil ich das erst einmal verstehen und überdenken musste. Konsequenzen habe ich auch keine bekommen, sondern die Aufgabe mir etwas zu gönnen, für heute keinen Mist mehr zu bauen oder mir Hilfe zu holen.
Ich habe sehr lange benötigt, bis ich verstanden habe, was mir da beigebracht werden sollte und noch länger dies auch mal umzusetzen und anzuwenden.
Sich etwas Gutes tun, gönnen können und so weiter, sind große, wichtige und spannende Themen, wie ich finde.
Ein bisschen über den Hunsrück und das Radfahren zu schreiben, ist heute leider etwas zu kurz gekommen. Morgen Vielleicht mehr zu diesen Themen!


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Burgruine Balduinseck

„Es ist das, was du daraus machst“

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