Nach der großen Reise ist vor dem nächsten Abenteuer!

Es kann nicht immer Italien und eine wochenlange Bikepackingreise sein, jetzt sind wieder Wochenendtouren mit Bus & Bike angesagt. Wobei Hausmannskost durchaus sehr lecker sein kann und deshalb war mein Ziel der Hunsrück.

Auf zu neuen Abenteuern

Vor einiger Zeit bin ich über einen Artikel gestolpert, welcher vom Gravelbiken im Hunsrück handelte. Seit 2021 gibt es die Bike-Region Hunsrück-Nahe, welche sanften Rad-Tourismus zwischen Mosel und Nahe, Rhein und Saar entwickeln möchte. Unter anderem gibt es mittlerweile neun Graveltouren, dessen Zentrum Kell am See darstellt. Von dort verzweigt sich das Netz an Gravelwegen in den Hunsrück.
Diese Touren lassen sich sehr schön kombinieren und aneinanderhängen. Aus den 9 Graveltouren habe ich mir vier Stück zusammengeschnitten, da mir die einzelnen Touren doch etwas zu kurz waren. Zwei dieser Touren habe ich schon unter meine Reifen genommen. Heute möchte ich allerdings weniger vom Hunsrück berichten, dort werde ich sowieso nochmal hinfahren, um die restlichen Tracks zu fahren. Lieber möchte ich von meinem Ausflug in die Ardennen erzählen, welchen ich in meiner letzten Urlaubswoche unternommen hatte. Dort war ich mit meinem Freund Guido ein bisschen MTB fahren. Deshalb sind die Fotos in diesem Beitrag ein bisschen bunt gemischt und zeigen sowohl die Ardennen, als auch den Hunsrück. Anhand meiner Fahrräder allerdings recht leicht zu unterscheiden.

Über die Ardennen und meine Leidenschaft für diesen Teil Belgiens habe ich schon des Öfteren geschrieben. In keiner anderen Gegend, bin ich so viele Events gefahren, habe mich dermaßen gequält und so viele Glücksmomente erlebt wie dort. Gerade von der Sache mit dem Quälen, sollte es bei diesem Besuch, besonders reichlich für mich geben.

Ein kleiner Rückblick

Nach der Rückkehr aus Italien, wo ich in 35ig Tagen, 3700 km und 62.000 hm zurückgelegt hatte, war ich völlig platt. Es verhielt sich ähnlich, wie nach einem Mehrtagesevent. Nach der riesigen Euphorie, das Ziel erreicht zu haben, sackt erst einmal alles zusammen. Dieses ständig fokussiert, völlig im Moment sein, löst sich auf, alle Anspannung entweicht und es entsteht erst einmal so eine Art Vakuum im Kopf. Dieser ist erst einmal völlig leer und alles ein bisschen unwirklich, so als hätte ich das Ganze nur geträumt. Oft weiß ich dann selber nicht so richtig, was ich von dem Ganzen halten soll. Innerlich schüttelte ich den Kopf über mich selbst und kapiere noch gar nicht so wirklich, was da die letzten Tage oder Wochen abgelaufen ist. Diese intensive Zeit, mit vielen tollen Begegnungen, die ganzen Erlebnisse und was ich alles gesehen habe. Auf der anderen Seite war es oft völlig verrückt, immer ein bisschen darüber und stellenweise extrem.

Vor allem spüre ich, wenn alles vorüber ist, meinen Körper so richtig und dass er dringend eine Pause benötigt. Wenn diese ganzen Glückshormone, das Adrenalin oder was immer einen antreibt, nicht mehr vom Körper produziert wird. Bin ich unterwegs und in meinem Flow, spüre ich meinen Körper auch, aber trotz allem kann ich immer weiter fahren. Während meiner Italienreise gab es eigentlich nie den Punkt, an dem ich vom Fahrrad steigen wollte. Dabei waren gerade die Alpen unheimlich anstrengend und wohl die härtesten fünf Tage auf dem Fahrrad, welche ich bis jetzt erlebt hatte.
Wieder zu Hause kommt der Körper zur Ruhe. Er merkt, er muss nicht mehr ständig Höchstleistungen erbringen und schaltet auf ein anderes Programm um. Dann fühlt sich mein Körper so an, als hätte ich eine Grippe oder wäre drei Tage feiern gewesen.
Aber das gehört dazu und das Loch, welches danach oft kommt. Der After-Event-Blues. Von so ganz Oben, muss es auch mal wieder runter auf Normal gehen und dies in jeder Beziehung.

Deshalb hat es mich sehr gefreut, als Guido fragte, ob wir nicht ein paar Tage in die Ardennen fahren wollen. Er würde gerne mal den Track des Stoneman Arduenna fahren und ein paar Tage Vanlife genießen. Da war ich natürlich sofort Feuer und Flamme, hatten wir es in diesem Jahr doch noch nicht geschafft, mal gemeinsam auf Tour zu gehen.

Auf in die Ardennen

Angereist bin ich schon einen Tag früher, um in Ruhe eine Runde mit dem Rennrad durch die Ardennen zu drehen. Ich wollte schauen, wie es um meine Beine bestellt ist. Seit meinem Finish in Klotten hatte ich nicht mehr auf dem Fahrrad gesessen, dafür viel Zeit auf meiner Couch verbracht. Dabei wären ein oder zwei Stunden, ein bisschen locker und flach kurbeln, zur Regeneration, ziemlich gut gewesen. Allerdings hatte ich keinerlei Lust, mich auf eines meiner Fahrräder zu setzen und es gab tausend Dinge bei mir zu Hause zu erledigen.

Burg Reuland
traumhafte Natur

So kam es, wie ich es schon befürchtet hatte, die Rennradtour durch die Ardennen, war ziemlich ernüchternd. So wenig Druck auf dem Pedal hatte ich das ganze Jahr noch nicht und war 5 km/h langsamer, wie vor meiner Italienreise bei vergleichbaren Touren. Dazu lagen die Temperaturen an diesem Sonntag nur etwas über 10 Grad. Ich hatte das Gefühl, der Winter wäre ausgebrochen, war ich doch von Italien immer so 35ig bis 40ig Grad gewöhnt. Mir schwante, das würden drei richtig harte Moutainbiketage werden. Denn selbst wenn ich in Topform bin, fährt mir Guido meist noch um die Ohren.

Rascheider Aussichtsturm
Burg Dhroneckenn
Ehemalige Bahnstrecke in Kell am See

Der Stoneman Arduenna

Dem Stomenan Arduenna, war ich vor zwei Jahren, eine Woche nach der Eröffnung des Tracks, schon einmal gefolgt. Damals mit meinem Gravelbike und voller Bikepackingausrüstung. Wie es der Zufall so wollte, bin ich ein großes Stück zusammen mit Roland Stauder gefahren, dem Erfinder der Stoneman Trails. Wobei ich anfangs gar nicht wusste, wer dieser Mann war. Er fragte mich, ob er mich ein Stück begleiten könne, da er meinen Garmin gesehen hatte und dass ich nach der Karte fahre. So für mich dachte ich, da will einer die 20 Euro für das Starterpaket sparen und habe dies zum Glück nicht laut hinausposaunt. Normalerweise haue ich so einen Spruch ziemlich ungefiltert raus. Wie sich herausstellte, wollte er der Beschilderung folgen und schauen, ob diese gut funktioniert. Es wurde ein sehr lustiger Vormittag und ich habe wohl ziemlich viel gequatscht.

An Gold war nicht zu denken

Den Track des Stoneman Arduenna als Goldtour an einem Tag zu fahren, hatten wir keine wirkliche Lust und ich auch nicht die Beine. Im letzten Jahr hatte ich es einmal versucht, allerdings nach zwei Stunden Regen abgebrochen. Ist der Track des Stoneman Arduenna nass, wird er richtig schwer. Die vielen Wurzelpassagen sind rutschig wie Schmierseife, an anderen Stellen versinkt dein Fahrrad im Matsch und die steilen Rampen geben dir den Rest.
Dieses Mal sollte es die Silbertour sein, dafür hatte ich den Track in zwei Teile gesplittet. Der obere Teil führte uns Richtung Malmedy und auf den Signal de Botrange. Der untere ging zum Dreiländereck Belgien, Deutschland und Luxemburg, wo das Europadenkmal Ouren steht.

An allen diesen Punkten war ich schon unzählige Male, auch zusammen mit Guido, deshalb schwelgten wir sehr oft in Erinnerungen oder tauschten Anekdoten aus. Der Stoneman Arduenna besteht aus einer langgezogenen Acht. Der Schnittpunkt der Acht liegt kurz hinter St. Vith, deshalb stellt diese Stadt den idealen Startpunkt dar.

Auf den höchsten Berg von Belgien

Am ersten Tag schlug ich mich noch recht wacker und auch die Temperaturen waren gestiegen. Vor allem ist es jedes Mal wieder ein Erlebnis, auf den Signal de Botrange hochzufahren, welcher mit fast 700 Metern, den höchsten Berg von Belgien darstellt. Leider hatte das Restaurant, welches sich oben auf der Kuppe befindet, Betriebsferien. Der tolle Blick von der Aussichtsplattform über das Hohe Venn war trotzdem fantastisch. Über die Versorgungsmöglichkeiten auf dem Track des Stoneman Arduenna sollte man sich im Vorfeld ein bisschen schlaumachen. Gerade auf der Schleife hinunter zum Dreiländereck gibt es eigentlich nur einen Campingplatz, um sich zu versorgen. Auf der oberen Runde gibt es mit Malmedy und Büttgenbach eigentlich genug Verpflegungsstationen. Alles in allem sind die Berührungspunkte mit der Zivilisation allerdings recht gering. Die allermeiste Zeit gibt es nur abgeschiedene Natur und grandiose Landschaft.

Der erste Tag war mit 120 km und 2000 hm ganz schön anstrengend gewesen. Der Track des Stoneman Arduenna lässt kein Tal aus, es geht ständig bergauf und wieder runter. Auch beim Navigieren sollte man höchst konzentriert zu Werke gehen, um keine Abzweigung zu verpassen. Dies ist mir, sehr zum Vergnügen meines Freundes Guidos, in diesen Tagen ständig passiert. Irgendwann konnte Guido nur noch den Kopf schütteln und fragte mich, wie ich es von Sizilien bis nach Hause schaffen konnte. Wahrscheinlich wird es wirklich mal Zeit, mir eine Gleitsichtbrille zu kaufen.

Am zweiten Tag stand der kürzere Teil des Stoneman auf dem Programm, hinunter zur Our und zum Europadenkmal. Diese Schleife betrug 80 km, wobei das Auf und Ab gleich blieb wie am Tag zuvor.

Die Mischung stimmt

Beim Stoneman Arduenna stimmt die Mischung aus flott dahin rollen, schmalen Singletrails und anspruchsvollen Passagen völlig. Immer wieder gibt es tolle Blicke in kleine Täler oder über die Weite der Landschaft. Der Track wird nie langweilig, weil er sehr abwechslungsreich und liebevoll gestaltet wurde. Von mir bekommt er die volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Empfehlung.

Wieder zurück in St. Vith gönnte ich mir erst einmal ein kaltes Getränk und ein Eis. An diesem Tag musste ich schon kräftig beißen, um an Guido dranzubleiben. Auch die Temperaturen hatten wieder auf Sommermodus umgeschaltet und viele Chancen sich zu verpflegen hatte es auch nicht gegeben.
Es war himmlisch, nachdem wir mit den Bussen zur Wesertalsperre umgesetzt hatten, ein bisschen die Füße hochzulegen.

Tag 3

Für den dritten Tag sollte es ein bisschen auf den Track des Dirty Boar gehen. Dafür ist Eupen, genauer gesagt die Wesertalsperre, der perfekte Ausgangspunkt.
Von dort kann man sowohl die deutsche, als auch die belgische Schleife dieses Eintagesevents befahren. Wir entschieden uns für den deutschen Teil vom Dirty Boar, weil wir auf dem Signal de Botrange ja schon vor zwei Tagen waren.

Die Schleife Richtung Deutschland hat auch weniger Höhenmeter und ist nicht ganz so anspruchsvoll, wie die durch Belgien. Sie führt an Raeren vorbei fast bis zur Wehetalsperre und schwenkt dann Richtung Kalltal ab. Vorbei an der Kalltalsperre geht es durch das Paustenbacher Venn nach Roetgen und wieder zur Wesertalsperre zurück. Alles Gebiete, welche Guido und ich wie unsere Westentasche kennen, da wir dort auch schon überall unterwegs waren.

Auf den Spuren des „Schmutzigen Ebers“

Der Dirty Boar ist ein ganz tolles Gravelevent in Belgien und kann ich nur jedem empfehlen dort mal teilzunehmen. Es gibt belgisches Bier und Fritten, die Atmosphäre ist völlig entspannt und du kannst den ganzen Tag Fahrrad fahren. Im letzten Jahr war ich ebenfalls dort und es gibt darüber auch einen Blogbeitrag. Leider sind in diesem Jahr schon alle Startplätze vergeben, hoffe aber doch noch einen zu ergattern, von Fahrern die absagen.

So schnell wie ich im letzten Jahr auf dem Track des Dirty Boar unterwegs war, da ich diesen Event als Training für den Grelly Cycling 100 genutzt habe, so langsam war ich dieses Mal. An diesem Tag ging gar nichts mehr mit meinen Beinen zusammen. Vor allem bergauf, was sonst meine Spezialität darstellt, eine Katastrophe. Auch zwei ausgedehnte Pausen konnten daran nicht viel ändern. Mein Freund Guido kam dafür jeden Tag besser in Fahrt und fuhr locker flockig neben mir her. Was war ich froh, nachdem wir wieder unsere Busse erreicht hatten und endlich Feierabend! Bedauerlicherweise musste Guido an diesem Abend wieder arbeiten und fuhr am späten Nachmittag nach Hause. Ich gönnte mir noch eine Nacht Vanlife und fuhr am darauffolgenden Tag wieder zurück an die Mosel.

Fazit und Ausblick

Es war wie immer, wenn ich mit Guido unterwegs bin, eine super schöne Zeit. Wir haben viel geredet, noch mehr gelacht und ganz viel Spaß gehabt. Vor allem waren die drei Tage in den Ardennen ein schöner Abschluss meines siebenwöchigen Urlaubs und meines größten Fahrradabenteuers in Italien. Ab Montag hieß es wieder arbeiten gehen und „Hallo Alltag“. Wie diese Umstellung für mich war, darüber schreibe ich beim nächsten Mal ein bisschen mehr! 

„Es ist das, was du daraus machst“

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